Predigt über 1. Kor. 9, 23 - 27

Einleitung

Winston Churchhill, der englische Premierminister zur Zeit des zweiten Weltkriegs, ist nicht nur ein sehr bekannter Politiker der Geschichte, von ihm sind auch eine Reihe von Aphorismen, Aussprüche überliefert, die teilweise eine gewisse Weisheit erkennen lassen. Er ist auch ziemlich alt geworden, nämlich 90 Jahre.

Kurz vor seinem Tod wurde er in einem Interview gefragt, was denn sein Rezept wäre, so dass er so alt geworden ist. Churchhills Antwort war knapp „a cigar a day and no sports“, zu Deutsch „eine Zigarre am Tag und keinen Sport“.

Nun kann ich das mit der Zigarre zwar nicht verstehen, aber Churchhills Abneigung gegen aktive Sportteilnahme kann ich als passionierter Sofa-Sessel-Sportler in gewisser Weise nachvollziehen. Auch der heutige Predigttext handelt von Sport bzw. von Sportlern. Er steht im 1. Brief an die Korinther in Kapitel 9, die Verse 23-27

1. Kor. 9, 23-27

Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an ihm teilzuhaben. Wißt ihr nicht, daß die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, daß ihr ihn erlangt. Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen. Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse; ich kämpfe mit der Faust, nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde.

Das Bild des Sportlers

Paulus verwendet hier ein Bild, das den Korinthern damals genauso geläufig gewesen ist wie uns heute. Man trifft sich zu einem sportlichen Wettkampf, in dem gelaufen, gekämpft und gerungen wird, um Sieger zu werden und den Siegespreis zu gewinnen, damals ein Siegeskranz, heute einen Pokal oder eine Medaillie. Und damals wie heute hatte man in so einem Wettkampf nicht den Hauch einer Chance, wenn man sich nicht vorbereitet hat, nicht trainiert hat. Und auch heute ist es noch so, dass so ein Trainingsprogramm einem sehr viel abverlangt, man muss verzichten, man muss eigene Interessen zurückstecken, man muss sich voll und ganz der Disziplin des Trainings unterwerfen.

Doch warum bringt Paulus hier dieses eingängige Bild? Was ist dieser Siegpreis, um den wir alle ja kämpfen sollen, den aber nur einer bekommen wird. Was möchte Paulus uns hier sagen?

Der Kontext des Korintherbriefes

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen Blick in den Kontext werfen. Korinth war die Gemeinde, die Paulus mit am allermeisten am Herzen lag. Es war eine der ersten Gemeinden, die Paulus gegründet hat, er war der geistliche Vater dieser Gemeinde. Er fühlte sich ihr immer eng verbunden und hat sie wo immer möglich als Ausgangspunkt für seine Reisen und als Zwischenstation genutzt. Nachdem Paulus die Gemeinde nach der Gründung verlassen hatte, wirkte dort unter anderem Apollos, der die Gemeinde weiter aufbaute.

Der erste Korintherbrief war eine Antwort von Paulus auf einige problematische Entwicklungen und viele Fragen, die die Korinther hatten und der Brief geht diese Fragen systematisch an. Immer wieder führt Paulus die Fragen der Korinther auf den Kern der guten Botschaft, auf das Evangelium, zurück und benutzt an einigen Stellen diese Ausführungen zu Grundsatzaussagen, zu sehr fundamentalen Überlegungen zum Evangelium im allgemeinen und zu der Verkündigung des Paulus im speziellen.

Das 9. Kapitel

Das 9. Kapitel des Korintherbriefes ist so ein Ausflug in eine grundsätzliche Aussage. Thema ist die Frage der Freiheit eines Christen und ob und wie diese Freiheit in irgendeiner Weise beschränkt ist. Paulus ist im 8. Kapitel darauf gekommen, als er die Frage bespricht, ob es Christen erlaubt ist, von Götzenopferfleisch zu essen, also von Fleisch, das in den damaligen Tempeln irgendwelchen Gottheiten geopfert wurde und anschiessend zum Verzehr verkauft oder freigegeben wurde. Unter den Korinthern hatte sich ein Streit ergeben zwischen denen, die meinten, dass das kein Problem wäre, weil diese sogenannten Götter ja in Wirklichkeit dem wahren Gott unterworfen sind, und denen, die meinten, dass ein solches Essen eine Anerkenntnis des fremden Gottes und damit ein Verstoss des ersten Gebotes wäre.

Paulus stellt nun den auch heute noch gültigen Grundsatz fest „Freiheit ja, aber meine Freiheit hört da auf, wo mein Bruder oder meine Schwester durch mein Handeln in Bedrängnis geführt wird.“

Diesen Grundsatz erläutert er im 9.Kapitel nun weiter an Hand eines offensichtlichen Beispiels, dem eigenen Handeln als Apostel. Er stellt fest, was ihn antreibt in seiner Verkündigung und welchen Verzicht er übt, um seines Auftrags willen. Dabei ist es Paulus wichtig, festzuhalten, dass er das alles nicht macht, um sich hervorzutun, um sich gross zu machen, sondern weil er einfach nicht anders kann. Aus dem Kapitel 9 kommen mindestens zwei Zitate, die grundsätzliches über das Verhältnis von Paulus zur Verkündigung aussagen und die viele hier vermutlich kennen, weil es gerne gebrauchte Zitate sind.

Das erste dieser beiden Zitate steht im Vers 16 und lautet

Denn daß ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen; denn ich muß es tun. Und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte!

Das zweite dieser beiden Zitate geht unserem Predigttext unmittelbar voraus und steht in den Versen 20 bis 22

Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich wie einer unter dem Gesetz geworden - obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin -, damit ich die, die unter dem Gesetz sind, gewinne. Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden - obwohl ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern bin in dem Gesetz Christi -, damit ich die, die ohne Gesetz sind, gewinne. Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette

Das Ziel des Paulus

Und an dieses Bekenntnis des Paulus, was er alles tun würde, nur damit wenigstens einige gerettet werden, schliesst sich unser Predigttext an. Paulus sieht sich in einem Kampf, ähnlich einem Wettkampf, in dem er nur eines zum Ziel hat, den Siegespreis erringen. Dafür handelt er zielbewusst, dafür predigt er Verzicht, dafür unterwirft er sich selbst dem Verzicht.

So weit ist die Sache klar, aber trotzdem bleibt das Bild einigermassen unklar. Was ist denn nun dieses Ziel, das Paulus anstrebt? Nachdem Paulus die Verse vorher so intensiv darüber gesprochen hat, was er alles dafür tut, um das Evangelium zu verbreiten, könnte man auf den Gedanken kommen, dass der Preis, den Paulus anstrebt, die Rettung möglichst vieler Menschen ist. Damit würde das Bild bedeuten, dass sich Paulus in einem Wettstreit mit anderen Missionaren sieht und es darauf ankommt, möglichst viele Seelen zu gewinnen.

Doch ich glaube, dass man Paulus ziemlich falsch versteht, wenn man so etwas in seine Worte hineininterpretiert. Gerade zu Beginn des ersten Korintherbriefes macht er deutlich, dass es nicht darauf ankommt, wer predigt oder wer sich um die Gemeinde kümmert, sondern allein darum, dass sich das Evangelium ausbreitet. Paulus sieht die anderen Missionare nicht als Wettkampf-Gegner, sondern als Partner.

Die Parallelstelle in Philipper

Hier kann uns eine Parallelstelle zu unserem Predigttext weiterhelfen. Paulus sieht sich ja in einem Kampf auf etwas hin, was er aber noch nicht erreicht hat. Eine ähnliche Aussage entwickelt er in dem Brief an die Philipper. In Phil 3, 12 bis 14 schreibt er

Nicht, daß ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin. Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, daß ich's ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.


Diese Stelle bringt uns einen Schritt weiter. Hier beschreibt Paulus sein Ziel etwas näher, die himmlische Berufung, die Vollkommenheit. Er ist sich im Klaren darüber, dass er noch weit davon entfernt ist, er weiss, dass erst Gott ihn zu dieser Vollkommenheit führen kann. Das Ziel Vollkommenheit ist auch nicht von Paulus, sondern von Jesus gesetzt worden. In Mat. 5, 46 bis 48 heisst es:

Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.

Ich denke, wir können davon ausgehen, dass Paulus in unserem Predigttext die Vollkommenheit als das Ziel des Wettkampfes sieht, ein Wettkampf, in dem nicht nur er steht, sondern auch jeder Christ. Jesu Aufforderung ging an alle seine Jünger, nicht nur an die Leiter.

Doch auch in einem sportlichen Wettkampf sind das Ziel und der Siegpreis zwei verschiedene Dinge. Das Ziel ist eine dünne Schnur auf die man zurennt, der Preis ist eine Medallie oder ein Kranz. Es bleibt uns also nach wie vor die Frage, was denn der Siegpreis ist, von dem Paulus hier redet und für den er nach Vollkommenheit strebt.

Wonach streben wir

Ich denke, die Antwort auf diese Frage wird verständlich, wenn wir uns überlegen, was denn der eigentliche Siegpreis ist, den wir als Sieger in einem Wettkampf oder in einer analogen alltäglichen Situation bekommen. Warum können wir dazu gebracht werden, uns anzustrengen, Entbehrungen auf uns zu nehmen, zu verzichten, hart zu arbeiten. Was bringt ein Sportler dazu, all das auf sich zu nehmen?

Die Beispiele, die ich hierbei vor Augen habe, sind vielfältig. Junge Menschen, die all ihre Freizeit und ihre persönlichen Beziehungen opfern, um zu trainieren und um in die Spitze der Wettkämpfer zu kommen. Das passiert nicht nur in den Profisportarten, wie Fußball, wo die Belohnung in Form eines Millionengehaltes winkt, nein dies gilt auch in kleinen Sportarten, wo die besten Sportler gerade einmal eine Aufwandentschädigung bekommen.

Auch für ihren Beruf opfern sich viele Leute auf. Dass man lange Ausbildungszeiten in Kauf nimmt, Überstunden arbeitet, seine ganze Kraft für den Job einsetzt, auch das kommt täglich bei sehr vielen Menschen vor. Das ist genauso ein Kampf wie der Wettkampf, den Paulus anführt. Auch hier winkt wie bei den Profisportlern natürlich die Hoffnung auf ein besseres Gehalt, auf eine Beförderung, aber – und das merkt man meistens dann, wenn man genug davon hat – Geld allein macht keine dauerhafte Motivation, um sich anzustrengen im Beruf. Und trotzdem werden viele, gutbezahlte Leute schliesslich süchtig nach ihrem Job.

Was treibt uns also an in dem Streben nach dem, was Paulus vergänglichen Lohn nennt. Es ist tatsächlich nicht allein das Geld, nicht die Reichtümer und nicht der Wohlstand, es ist Anerkennung. Letztlich suchen wir Anerkennung in dem, was wir tun, was immer dann besonders auffällt, wenn nicht viel Geld dahintersteckt. Die Anerkennung kann durch mich selbst geschehen, indem ich mir einfach beweisen will, dass ich der Beste bin oder es am Besten kann, es kann aber auch die Anerkennung durch andere sein. Das ist es, was einen Daniel Kübelböck oder einen Yuppie oder einen Sportler antreibt. Es ist die Anerkennung durch sich selbst oder durch seine Fans, die Bewunderung, die Aufmerksamkeit.

Oft wird diese Anerkennung verbunden mit Geld und Wohlstand, denn wenn man in unserer Gesellschaft Anerkennung geniesst, dann hat man einen gewissen Werbewert und dieser lässt sich eben zu Werbezwecke gebrauchen. So kommt auch ein Amateursportler dazu, aus seinem Sport einen Lebensunterhalt zu machen und so kann auch der massig erfolgreiche Künstler längere Zeit überleben. Aber dieser Effekt ist nicht der, der einen motiviert, der einen Anstrengungen aushalten lässt. Das schafft allein die Anerkennung.

Ziel: Anerkennung vor Gott

Und das ist es auch, wie ich denke, was Paulus als Ziel hat und was er will, dass wir als Ziel erreichen sollen. Es ist die Anerkennung vor Gott. Es ist nicht das Verdienen des Gerettet-Seins, denn das kommt allein aus Glauben. Es ist nicht das Verdienen irgendwelcher Positionen durch gute Taten, denn jeder Mensch ist vor Gott nicht würdig. Es ist ganz einfach das Bewusstsein, dass hier ein Herr ist, der alles gegeben hat, um uns zu sich zu holen, dass dieser Herr uns kennt, durch und durch kennt, dass dieser Herr uns als Werkzeug gebrauchen will und uns unsere Aufgaben gibt. Und es geht darum, in diesem Bewusstsein Gott gefallen zu wollen. Nicht um etwas zu erreichen, nicht um Gott zu manipulieren, sondern einfach weil Gott unser Vater ist.

Gott weiss, dass wir unsere Schwächen haben, er weiss, wodurch wir in Versuchung geraten und vom richtigen Weg abkommen, aber er weiss auch, wozu wir fähig sind, wenn wir im Glauben an ihm festhalten, wenn wir uns an seine Weisungen halten. Und Gott will, dass wir versuchen vollkommen zu werden, schon jetzt, schon hier, schon heute.

Natürlich können wir die Vollkommenheit nicht erreichen, natürlich werden wir selbst oder auch unsere Gemeinde immer wieder zurückfallen in das, was Paulus kindliches Verhalten nennt, was Paulus mit dem Bild belegt, dass wir nur Milch trinken können, weil uns feste Speise nicht bekommt. Wie bei den Korinthern auch kommen bei uns Parteiungen vor, sündiges Verhalten, Lieblosigkeit, Geschwätz und Fehlverhalten. So etwas müssen wir erwarten, auch wenn es noch so traurig ist, wenn es passiert. Aber Gott will, dass wir das alles nicht tun. Er will, dass das, was in seinem Reich einmal normal sein wird, auch in unserem Leben schon heute durchscheint, die Liebe, die Freude und die Gemeinschaft. Das ist das Ziel.

Das Training

Und Paulus will uns mit unserem Predigttext dazu auffordern, so zu leben, dass wir dieses Ziel erreichen. Das kommt nicht von selbst und ist auch nichts, was von heute auf morgen einfach da ist. Es ist ein langer, machmal anstrengender, manchmal schmerzhafter Prozess. Dieser Prozess erfordert von uns, dass wir ehrlich sind gegen uns selber. Er erfordert, dass wir uns selbst in die Pflicht nehmen, dass wir Abstand halten von dem, was uns von Gott trennt.

Paulus hatte keine Schwierigkeiten damit, Worte zu gebrauchen wie seinen Leib bezwingen oder seinen Leib zähmen als Vorbereitung und Training zur Erreichung des Ziels der Anerkennung Gottes und der Vollkommenheit. Wenn man diese Worte liest, dann denkt man unwillkürlich an die Selbst-Kasteiung der christlichen Einsiedler, den Praktiken in manchen Klöstern oder der Aufforderung, sich selbst zu bestrafen wenn man einmal an so etwas wie Sex denkt. Es führt irgendwie zu einem Denken, in dem alles, was mit seinem eigenen Körper zu tun hat, schlecht ist.

Aber diese Leibfeindlichkeit ist von Paulus gar nicht beabsichtigt. Paulus denkt ganz normal an Dinge, die damals üblich waren, um sich selbst zu disziplinieren und sich auf einen Kontakt mit dem heiligen Gott vorzubereiten. Fasten, Meditation, sexuelle Enthaltsamkeit, das waren die damaligen Mittel der Wahl und Paulus hat diese Mittel nicht nur gepredigt, sondern auch selbst verwendet. Aber Paulus predigt auch, dass der Leib zwar vergänglich ist, aber dennoch der Tempel Christi ist. Wie kann etwas, wo Christus wohnt, sündig sein. Aber dennoch, 2000 Jahre christliches Fehldenken haben ihre Spuren hinterlassen und heutzutage ist es nicht mehr positiv, dazu aufzurufen, seinen Leib zu bezwingen oder zu zähmen.

Aber vielleicht kann uns auch hier das Bild des Sportlers weiterhelfen. Wenn sich damals die Sportler auf die Wettkämpfe z.B. in Olympia vorbereitet haben, dann haben sie Enthaltsamkeit und Fasten geübt. Der Sport war damals genausoviel Gottesdienst wie Wettkampf. Heutzutage ist z.B. Fasten kein Mittel zu Höchstleistungen mehr. Vielmehr geht es darum, das Richtige in der richtigen Menge zu essen. Und ähnlich kann man es bei dem sehen, was wir tun sollen, um das Ziel die Anerkennung Gottes zu erreichen. Es geht nicht notwendigerweise darum zu verzichten, egal auf was, es geht darum, das Richtige zu tun, das, was angemessen ist.

Heute ist es zum Beispiel viel wichtiger, Zeit zu investieren. Zeit haben für meinen Nächsten, für den, der meine Hilfe braucht, für die Gemeinde, für Gott, das ist es, wo wir kämpfen müssen, wo wir uns anstrengen müssen, damit wir vor Gott stehen können und er sagen kann „gut gemacht“.

Vom Training zum Wettkampf

Auch Verzicht hat heute noch einen gewissen Stellenwert. Nur worauf wir verzichten, das hat sich geändert. Verzicht ist kein Selbstzweck und ich kann hier und heute nichts sagen, wo es gut wäre, wenn jeder von uns darauf verzichten würde. Es kann eine Urlaubsreise sein, es kann ein materieller Vorteil sein, der uns eigentlich zusteht, es kann eine Gehaltserhöhung sein, was auch immer es ist, das hängt von den ganz individuellen Umständen ab. Aber die Richtung hat uns Jesus vorgegeben. Zu Gunsten unseres Nächsten, zu Gunsten unseres Feindes sollen wir zurückstecken und uns lieber betrügen lassen, als mit aller Macht unseren Vorteil suchen.

Darum prüfe jeder sich selber, die Gelegeheit steht vor der Tür. In unserer Zeit der Vielfalt und des Überflusses kann es eine Befreiung sein, Verzicht zu üben oder etwas bewusst meinem Nächsten zu opfern. Am kommenden Mittwoch ist die Karnevalszeit vorbei und die Fastenzeit fängt an. Es ist in christlichen Kreisen durchaus sehr verbreitet, dass sich einzelne entschliessen, in dieser Zeit auf etwas, was ihnen wichtig ist, zu verzichten. Das kann auch umgekehrt sein, dass man in dieser Zeit ganz bewusst etwas tut oder sich für etwas engagiert. Die Gelegenheit ist da und so ein Anlass hilft eventuell, sich zu etwas durchzuringen.

Aber das Karnevalsprinzip ist dabei nicht positiv. Es geht nicht darum, eine kurze Zeit etwas zu tun und dann wieder in die alte Leier zurückzufallen. Es geht darum, sein ganzes Leben auf Gott auszurichten und mit dem Guten nicht aufzuhören. Die Fastenzeit kann ein Training sein, aber letztlich sollen wir hingehen und den Wettkampf annehmen.

Amen