Predigttext 2. Kor. 4, 3-6

Einleitung:

Vor jetzt etwas über 25 Jahren geschah es, dass ich für die bevorstehenden Sommerferien noch nichts vorhatte und Lust hatte, einmal so richtig in den Urlaub zu fahren. In dieser Situation fiel mir ein Handzettel einer christlichen Studentengruppe, genannt Studenten Mission in Deutschland, in die Hände, die eine Reise nach Norwegen veranstaltete und dazu einludt. Ich entschloß mich, mitzufahren, was durchaus bemerkenswert war, denn ich war zu der Zeit kein Christ. Wie üblich zu solchen Veranstaltungen bestand die Reisegruppe hauptsächlich aus Christen, ausser mir war nur noch ein einziger anderer Nicht-Christ mit von der Partie.

Die Reise setzte in mir eine Veränderung in Gang, die mich auf völlig neue Wege brachte. Die Menschen und das Thema der Reise gingen mir nahe und ich merkte, das hier etwas Besonderes im Gang war. Es war, als würde ich ein Licht sehen, von dem ich nicht wusste, was es bedeutete. Nach dem Urlaub machte ich mich auf die Suche nach diesem Licht und am Ende dieser Suche wurde ich schliesslich Christ.

Der andere Nicht-Christ, der mitgefahren war, hat das ganz anders erlebt. Ich habe ihn später mehr zufällig noch einmal getroffen und habe mit ihm über diesen Urlaub gesprochen. Er hat die ganzen Veranstaltungen und die Diskussionen als nervig empfunden, die Fragestellungen gekünstelt, die Antworten an den Haaren herbeigezogen. Er hat sich nicht geändert.

Das fiel mir ein, als ich den Predigttext von heute, dem 6. Januar, dem Dreikönigsfest, las. Es geht um das Licht, das in die Welt gekommen ist, das allen Menschen leuchtet, aber von einigen nicht wahrgenommen wird. Er steht im 2. Brief an die Korinther, Kapitel 4, die Verse 4-6.

Der Predigttext, 2. Kor. 4, 3-6

Ist nun aber unser Evangelium verdeckt, so ist’s denen verdeckt, die verloren werden,den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.

Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er der Herr ist, wir aber eure Knechte um Jesu willen.

Denn Gott, der sprach "Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten", der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Der Hintergrund

Der zweite Brief des Paulus an die Korinther ist ein sehr persönlicher Brief. Zwischen dem ersten und dem zweiten Brief an die Korinther gab es einen Besuch des Paulus bei der Gemeinde, der mit einem Eklat endete. Paulus ging im Streit aus Korinth weg und schrieb einen nicht erhaltenen Brief – den Tränenbrief – in dem er die Bestrafung der Schuldigen forderte. Er schob auch seinen geplanten weiteren Besuch in Korinth auf und schickte statt dessen seinen Mitarbeiter Titus, der die Wogen glätten sollte.

Als Titus wieder auf Paulus traf, konnte er Gutes berichten. Versöhnung hatte eingesetzt, die Gemeinde war bereit, wieder auf Paulus zu zu gehen, die Schuldigen an dem Zwischenfall waren bestraft worden. In dieser Situation schrieb Paulus den zweiten Korintherbrief. Auch er bemüht sich um Versöhnung und immer wieder in dem zweiten Brief an die Korinther, geht er auf das Amt des Apostels ein, insbesondere auf die Aufgaben, die er für sich sieht.

In dem Kapitel, der unserem Predigttext vorausgeht, geht es um den Dienst des Apostels in dem neuen Bund, dem Dienst im Geist des Herrn, in Offenheit und Klarheit Jesus Christus zu verkündigen. In dem Abschnitt, der unserem Predigttext folgt, geht es um die Schwachheit der Apostel, die allein durch die Kraft Gottes das erreichen können, was erreicht worden war.

Und in unserem Predigttext geht es um das Licht, das Licht, das in der Dunkelheit leuchtet, das Herzen hell macht, das Erleuchtung bringt, aber das von einigen auch gar nicht gesehen wird. Dieses Licht ist Jesus Christus, dessen Geburt wir vor zwei Wochen an Weihnachten gefeiert haben. Heute ist das Drei-Königs-Fest, ein Tag an dem man normalerweise an die Geschichte der weisen Sterndeuter erinnert, die einen hellen Stern aufgehen sahen und auf der Suche nach dem Ursprung nach Bethlehem kamen. In diesem Licht, dem Stern, steckt dann auch die Verbindung zu dem heutigen Predigttext.

Aber das Wort Licht, Stern ist ja ein Bild, ein Bild, das Paulus hier explizit verwendet, das auch wir gerne verwenden, wenn wir von Jesus und seiner Bedeutung für uns reden wollen. Doch was sagt dieses Bild aus? Drei Punkte möchte ich in diesem Zusammenhang heute bedenken.

Warum sehen manche das Licht nicht?

Der erste Punkt hängt zusammen mit dem ersten Satz unseres Predigttextes.

Ist nun aber unser Evangelium verdeckt, so ist’s denen verdeckt, die verloren werden,den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes

Paulus nennt hier das Evangelium, die Botschaft, ein helles Licht, das auf Jesus Christus zeigt und ihn als das Ebenbild Gottes erkennbar macht. Dieses Evangelium, das gerade Paulus zu verkündigen sich auf die Fahnen geschrieben hat, das wird von so manchem nicht erkannt, das Licht nicht gesehen. Warum?

Paulus sagt zwei Dinge dazu. Erstens, den Menschen, die das Licht des Evangeliums nicht erkennen können, hat der Gott dieser Welt den Sinn verblendet. Und zweitens, das sind die Menschen, die verloren werden, die Ungläubigen. Mit dem Gott dieser Welt meint Paulus den Satan, den Gegenspieler, der es sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen vom Weg Gottes abzubringen.

So weit, denke ich, ist der Text klar, aber verstehen wir ihn wirklich? Können wir ihn übersetzen in unser tägliches Leben, in Beziehung bringen zu konkreten Personen. Damals, vor 25 Jahren, war neben mir noch ein Nicht-Christ mit auf der Reise nach Norwegen. Es war die gleiche Veranstaltung, die gleichen Leute, die gleichen Worte, die er und ich gehört haben. Ich habe mich verändert, er nicht. Warum hat mich der Teufel nicht geblendet, aber ihn? Womit habe ich es verdient, was habe ich anders gemacht?

Ich würde mich hüten jetzt mit scheinbar einfachen Erklärungen zu kommen, wie die, die ich schon öfter aus frommen Kreisen gelesen oder gehört habe. Er liebte das Geld mehr als Gott, er wollte von seiner Sünde nicht lassen, er war nur auf Macht aus, er ist zu bequem, sich zu ändern usw. usw. All dies sind Gründe, die wir aussprechen, wenn wir sehen, wie das Licht, das wir verkündigen wollen, an Menschen abprallt.

Man kann es auch anders begründen, man kann sagen "seine Eltern haben ihn falsch erzogen, er hat so viele schlechte Christen kennen gelernt, er ist von Christen betrogen worden, er ist in einer ganz anderen Kultur aufgewachsen, er hatte gegen die Macht des Teufels keine Chance".

Der Unterschied zwischend den beiden Begründungen ist, dass die einen Begründungen das so darstellen, dass der Betroffene selbst daran Schuld ist und das Gericht, das auf seine Ungläubigkeit folgt, verdient hat und die anderen Begründungen ihn als Opfer darstellen, das sein Verloren-Sein irgendwie nicht gerechtfertigt erscheint. Was ist denn nun richtig?

Ich glaube, wir haben es hier mit einer dieser typischen Fragen zu tun, wo wir mit einem sowohl – als auch, einem Jein, antworten müssen. Menschen, die das Evangelium nicht wahrnehmen, sind selber Schuld und sind Opfer gleichzeitig. Auf meinem Weg zum Christsein hatte ich eine Zeit, in der ich relativ klar eine Wahl gesehen habe. Es war wie zwei Wege vor mir, die ich gesehen hatte und der eine Weg war, dass ich das Licht, das ich gespürt habe, einer Selbstsuggestion, einer Einbildung hätte zuschreiben können. Es gab vollkommen vernünftige und logische Erklärungen, die ohne Gott auskamen. Aber ich bin diesen Weg nicht gegangen und teilweise aus bewusster Entscheidung heraus. Aber teilweise war es auch nur Bewahrung, Liebe, die mich in dieser Zeit der Entscheidung gehalten hat.

Und so gibt es keine klare Antwort auf die Frage, warum unsere Verkündigung nicht ankommt, warum Menschen das Licht nicht sehen. Immer wieder werden wir mit einer Mischung von Ursachen konfrontiert. Es ist die Macht des Gottes dieser Welt, es ist die falsche Entscheidung des Betroffenen, es ist vielleicht auch unser eigenes Unvermögen, das Licht der Welt zu verkündigen, in der Regel wissen wir nicht, was richtig ist. Richtig ist nur, dass jeder, der verloren geht, einer zu viel ist, es ist traurig um jeden, der die Verbindung zu Gott nicht bekommt. Aber es steht nicht in unserer Macht, jeden zu erreichen. Wir müssen, bei aller Trauer um die Verlorenen, lernen loszulassen. Wir müssen unsere Pflicht tun, wir müssen tun, was Gott uns aufgetragen hat, aber wir dürfen keinen Erfolg erwarten. Erfolg ist reine Zugabe Gottes.

Was ist das Licht?

Ich denke, dass Paulus das in unserem Predigttext auch sagen wollte. Er konnte sich nichts vorwerfen, seine Verkündigung war offen, für jeden Erkennbar. Trotzdem erkannten einige seine Botschaft nicht und das schrieb Paulus dem Gott dieser Welt zu. Es ist auch zum Verzweifeln, wenn man ein hell strahlendes Licht sieht, das einen fast verbrennt und der andere steht daneben und sieht einfach nichts.

Doch wenn wir hier von Licht reden, dann meinen wir nichts, was mit den Augen erkennbar wäre. Das Licht brennt im Herzen und wie es im Herzen leuchtet, kann man nur bei sich selbst mit seinen inneren Augen wahrnehmen. Für Paulus ist dieses Licht so gewaltig, so großartig, dass er es mit dem Licht der ersten Schöpfung vergleicht, als Gott sprach "es werde Licht" und das Universum im Urknall in die Existenz gerufen wurde.

Doch was ist dieses Licht, was bedeutet es? Der Vergleich, den Paulus bringt, legt nahe, dass die Dunkelheit, die durch das Licht verdrängt wird, die Dunkelheit des Nicht-Sein ist. Es ist die Dunkelheit des Todes. Diese Dunkelheit liegt im Herzen jedes Menschen, der sieht und merkt, dass sein Leben begrenzt ist und täglich bedroht wird. Zur Zeit des Paulus waren diese Bedrohungen noch vielfältiger als für uns heute in der westlichen Welt. Israel war von den Römern besetzt und jeder Soldat konnte seine Macht ohne Strafe ausüben, wenn ihm danach war. Doch auch wilde Tiere, Unfälle, Krankheiten usw. bedrohten das Leben, die Kindersterblichkekit war hoch, das Weltbild der damaligen Welt bestand aus dem Bild des mühsam beherrschten Chaos, das das Leben jeden einzelnen immer wieder bedrohte.

In diese Dunkelheit des Wissens "ich werde sterben, früher oder später" hat Jesus Christus das Licht des "ich werde leben" gebracht. Paulus Botschaft war immer wieder, dass Gott Mensch wurde, starb und auferstand und uns daher der Weg offensteht zum Leben. Das ist das Licht, das im Herzen des Paulus strahlte und das zu verkünden er sich gezwungen sah.

Das Licht heute

Und auch heute ist diese Botschaft so wichtig wie eh und je. Die Bedrohungen haben sich verringert. Durch Hygiene und moderne Medizin sterben viel weniger Kinder, werden wir immer älter. Wir können jahrzehntelang leben ohne an den Tod erinnert zu werden, ja unsere Gesellschaft hat ein Verschweigen des Todes geradzu zum Thema gemacht. Aber die Angst vor dem Dunkeln bricht sich immer wieder Bahn, in der Faszination der Menschen in Krimis, wo Mord schon normal ist, in den täglichen Nachrichten, die Unglücke und Verbrechen auf der ganzen Welt zeigen, in Spielen, wo die Spannung daher rührt, dem Tod zu entgehen, aber eine Wiederkehr möglich ist, wenn es doch mal schief geht.

Diese ganzen Beispiele zeigen, dass die Dunkelheit nach wie vor in unseren Herzen lebt, der Tod uns immer noch bedrängt und dass es notwendig ist, dieses Dunkel durch ein Licht zu vertreiben.

Das ist gar nicht so einfach, denn auch Christen leben mit der Dunkelheit, haben Angst vor dem Ende, reagieren wie ganz normale Menschen. Wer von uns kann mit ehrlichem Herzen sagen "Ich lebe gerne und habe keine Anst vor dem Tod". Denn auch wenn unser Gehirn versteht, dass Jesus gekommen ist, um uns zu retten und dass wir dieses Angebot angenommen haben, heisst das noch lange nicht, dass unser Herz das auch verstanden hat.

Wir haben es hier mit einem Phänomen unserer Kopf-Gesellschaft zu tun. Gott will, dass wir glauben und das tun wir, indem wir öffentlich bekennen, indem wir uns taufen lassen, indem wir Zeugnis ablegen, indem wir beten, indem wir Gemeinschaft mit anderen Christen pflegen usw. usw. All dies sind Konsequenzen des Glaubens. Aber in unserer Kultur ist die Vorstellung stark eingeprägt, dass Glauben durch den Kopf passiert und so kann es passieren, dass der Kopf mit vollem Eifer dabei ist, aber das Herz schwankt. Was hat das zur Folge?

Ich glaube nicht, dass das schwankende Herz, der nagende Zweifel, die Unsicherheit uns schon von Gott trennt. Gott kennt uns und er weiss auch um die Unsicherheit des menschlichen Herzen und wenn wir zweifeln und zögern, dann weiss er das und liebt uns trotzdem. Aber was das schwankende Herz erreichen kann, ist dass wir die Früchte des Glaubens nicht schon in diesem Leben geniessen können.

Konsequenzen des Zweifels

Denn was passiert, wenn wir wissen, dass wir nicht sterben werden, dass es weitergeht, dass wir eine Zukunft haben? Wir bekommen den Mut und die Kraft, auch mit Rückschlägen, mit Begrenzungen, mit Fehlern und mit Scheitern fertig zu werden.

Werde ich krank, so dass ich nicht mehr in der Lage bin Dinge zu unternehmen, die ich gerne tun würde. Schade, dass das jetzt nicht möglich ist, aber diese Dinge werde ich alle tun, wenn ich bei Gott bin.

Überfällt mich Traurigkeit und Depression? Übel und da muss man durch, aber die Traurigkeit wird ein Ende haben.

Verliere ich einen geliebten Menschen. Ein Verlust, aber ich werde ihn wiedersehen.

Begehe ich einen Fehler, der einem anderen Menschen weh tut. Schrecklich, aber die Zeit der wahren Vergebung wird kommen.

Blicke ich dem Tod ins Auge. Grauenhaft, aber der Stachel des Todes ist durch Jesus Christus überwunden worden.

Man sieht, alles Leid, alles Übel dieser Welt lässt sich ertragen, lässt sich bewältigen, wenn ich weiss, dass es weitergeht, wenn ich weiss dass Gott mich in sein Reich holen wird, wenn ich weiss dass das Leid und die Trauer beendet sein wird. Das ist das Licht, was die Dunkelheit des Todes erhellt. Aber diese Gewissheit muss ich mit dem Herzen spüren, wenn ich die Kraft jetzt und heute für mich und mein Leben in Anspruch nehmen will. Zweifel trennen mich nicht von der Verheissung, aber Zweifel rauben mir die Fähigkeit, diese Verheissung schon heute nutzen zu können.

Paulus hat dieses Licht im Herzen gespürt, es hat in ihm gebrannt und hat ihn vorwärts getrieben und zum Völkerapostel werden lassen. Dieses Licht hat ihn fähig gemacht, viele Widrigkeiten, viele Leiden und viele Mühen auf sich zu nehmen. Denn er wollte allen Menschen von diesem Licht erzählen und ihnen weitergeben, was er gelernt hat.

Der Antrieb zur Mission

Das will er sagen, wenn er schreibt

Denn Gott, der sprach "Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten", der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Paulus wusste, dass die Menschen das Licht nicht von selbst wahrnehmen, dass das Feuer im Herzen nicht von alleine anfängt zu brennen. Das Feuer wird weitergegeben von Herz zu Herz. Man kann an Vorbildern lernen, was es heisst, das Dunkel nicht fürchten zu müssen, man kann an Vorbildern sehen, welche Kraft sich daraus entwickelt, man kann an Vorbildern lernen, was alles möglich ist. Und Paulus wollte ein solches Vorbild sein, er wollte, dass andere Menschen durch sein Vorbild zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes kommen. Das war sein Ziel und sein Auftrag, ein Ziel, von dem er an anderer Stelle in 1. Kor. 9,16 sagt:

Denn wenn ich das Evangelium verkuendige, so habe ich keinen Ruhm, denn ein Zwang liegt auf mir; denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkuendigte

An Paulus kann man sehen: Das Weitersagen des Evangeliums ist keine Last, ist keine Arbeit, sie ist ein Zwang, der sich wie von selbst Bahn bricht, das Licht im Herzen sucht sich selbst einen Weg nach aussen.

Wenn ihr genau zugehört habt, was ich hier sage, dann werdet Ihr bei euch denken müssen "Was für eine weltfremde Ansicht. Das mag ja bei Paulus so gewesen sein, aber bei uns ist das nicht so". Und wisst Ihr was, Ihr habt damit Recht. Ich bin ja selber in einer Situation, wo die tägliche Last des Lebens so viel Kraft, so viel Zeit und so viel Energie für sich in Anspruch nimmt, dass für ein Rausgehen und Weitersagen kaum noch Platz bleibt. Auch bei mir ist das Wissen um das Licht vorhanden, der Glaube, dass ich eine Zukunft habe bei Gott da, die Erkenntnis, von der Paulus geredte hat, ist vorhanden, aber das Feuer im Herzen lodert nicht mehr so stark, wie noch vor 25 Jahren.

Das ist etwas typisch menschliches, das Phänomen der Gewohnheit. Wenn wir etwas Neues entdecken, etwas, was uns vom Stuhl reisst, etwas, was unsere Emotionen hochtreibt, sei es eine neue Liebe, ein neues Hobby oder aber auch die Erkenntnis, dass Gott da ist, dann lodert es in uns, dann sind wir voll Eifer bei der Sache, dann gelingt es uns auch, diese neuen Dinge nach aussen zu strahlen.

Aber mit der Zeit wird die Liebe zur Routine, das Hobby zur Anstrengung und der Glaube zur Gewohnheit. Das ist normal, das ist bei jedem so. Der Fehler, den wir jetzt nicht begehen dürfen, ist die Liebe wegzuwerfen, das Hobby aufzugeben oder den Glauben zu wechseln. Das wäre Unbeständigkeit und wir würden wie haltloser Sand werden, der vom Wind hin und her getrieben wird. Nein, aufgeben und wieder Neues suchen, ist nicht das, was richtig ist, Durchhalten und die alten Dinge immer wieder neu entdecken heisst die Devise. Das gilt in der Ehe und mit Beziehungen, die man über die Jahre immer wieder pflegen und erneuern muss, das gilt für Hobbies, denen man immer wieder neue Seiten abgewinnen soll und das gilt für den Glauben, an dem es immer wieder neue Facetten zu entdecken gibt.

Ich denke, der Vergleich mit der Ehe ist da sehr hilfreich. Wenn die Liebe zur Routine geworden ist, dann ist es oft gar nicht mehr möglich, das alte Feuer wieder zurück zu holen. Aber es ist möglich, sich umeinander zu kümmern, Zeit zu opfern, gemeinsam neue Wege der Liebe zu suchen. Das werden andere Wege sein als am Anfang, aber es wird die Beziehung fördern, bereichern und stärken.

Ähnlich sehe ich das bei der Beziehung zu Gott, beim Glauben. Die Begeisterung der ersten Erfahrungen mag Gewohnheit gewichen sein, aber Gewohnheit hilft in dieser Situation. Dadurch dass man Gott Zeit und Raum gibt, durch beten, durch Lesen in der Bibel, durch Gemeinschaft mit anderen Christen, durch den sonntäglichen Gang in den Gottesdienst, dadurch gibt man der Beziehung zu Gott Raum, neue Wege zu suchen, neue Begeisterung zu wecken, neue Erfahrungen zu sammeln.

Und dadurch werden wir immer wieder neu auf das Licht gelenkt, das in unserem Herzen brennt und dadurch wird es uns auch wieder möglich, das Licht weiterzugeben. Wir mögen neidisch auf Gemeinden schauen, in denen die Post abgeht, wo täglich neue Wunder der Bekehrungen geschehen, wo Gottes Geist eine große Unruhe erzeugt, aber ich glaube, dass es keinen Grund zum Neid gibt. Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus und er bestimmt, was bei uns geschieht und was dran ist. Und das sollten wir mit Geduld und Gehorsam dann auch befolgen.

Amen

Abendmahl

Wir wollen nun zusammen das Abendmahl feiern. Jeder ist dazu eingeladen, der sich zum Herrn Jesus bekennt und an ihn glaubt. Ich lese dazu die Einsetzzungsworte aus 1. Kor. 11, 23 - 29

23aDenn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, 24dankte und brach's und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. 25Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. 26Denn sooft ihr von diesem Brot eßt und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bbis er kommt. 27Wer nun unwürdig von dem Brot ißt oder aus dem Kelch des Herrn trinkt, der wird schuldig sein am Leib und Blut des Herrn. 28Der Mensch prüfe aber sich selbst, und so esse er von diesem Brot und trinke aus diesem Kelch. 29Denn wer so ißt und trinkt, daß er den Leib des Herrn nicht achtet, der ißt und trinkt sich selber zum Gericht.

Das Abendmahl ist danach etwas, was wir feiern, um uns an das zu erinnern, was Jesus für uns getan hat. Es soll nicht als Druckmittel oder als Kennzeichen von Rechtgläubigkeit eingesetzt werden. Darum ist auch jeder eingeladen, der sich selbst geprüft hat und mit dieser Prüfung vor Gott hintreten kann. Dies ist eine große Freiheit, aber auch eine große Verantwortung.

Ich möchte ???? bitten zuerst für das Brot zu danken.

Als die Jünger aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib

Nun möchte ich ???? bitten, für den Kelch zu danken

Und Jesus nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; 28das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.

Segen

Der Herr segne uns und behüte uns

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig

Der Herr hebe sein Angesicht über uns und gebe uns Friede

So segne uns der Herr

Amen