Predigt Mat. 3, 13-17

Einleitung

Heute geht es um eine Taufe. Und bei mir ist das ein schwieriges Thema, denn ich komme ja aus einer evangelischen Tradition und bin nicht als Erwachsener getauft worden. Also bin ich nicht der richtige Mann, um in einer baptistischen Gemeinde über die christliche Taufe zu predigen. Und darum werde ich das auch nicht tun. Denn vom Text her geht es heute eben nicht um eine Taufe nach christlichem Verständnis, sondern um eine andere Taufe, um die Taufe von Jesus selbst.

Der Prediggttext steht im Evangelium nach Matthäus im Kapitel 3, die Verse 13 bis 17

Der Predigttext

Zu dieser Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes wollte es aber nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von Dir getauft werden, und Du kommst zu mir? Jesus antwortete ihm: Laß es nur zu. Denn nur so können wir die Gerechtigkeit, die Gott fordert ganz erfüllen. Da gab Johannes nach. Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, Da öffnete sich der Himmel und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.

Der Kontext des Textes

Die Taufe von Jesus ist uns allen bekannt als der Wendepunkt im Leben von Jesus, dem Zeitpunkt, an dem sein Wirken offiziell beginnt. Alle vier Evangelien bezeugen die Taufe, allerdings tun sie dies höchst unterschiedlich. Markus und Lukas erwähnen die Taufe lediglich wie ein Ereignis unter vielen und Johannes berichtet von der Taufe sogar nur in indirekter Rede über eine Aussage des Johannes.

Nach der Taufe zieht sich Jesus zunächst zurück und wird in der Wüste in Versuchung geführt und nach der Verhaftung des Johannes beginnt er dann seine Verkündigung und seine Wanderjahre.

Doch was für ein Ereignis war diese Taufe? Warum musste sie geschehen? Im christlichen Umfeld begehen wir die Taufe als ein Zeichen der Übergabe des Lebens an Jesus, als Zeichen dafür, dass der alte, sündige Mensch begraben ist und ein neuer, vom Geist Gottes erfüllter Mensch entsteht. Aber die Taufe des Johannes war keine christliche Taufe, denn die gab es damals noch nicht, es war eine jüdische Taufe, ein unter Juden verbreiteter Ritus. Woher kam dieser?

Der jüdische Hintergrund

Klar ist, dass es im alten Testament keine Taufe gibt. Der Ritus der Aufnahme in das jüdische Volk war die Beschneidung und diese wurde bei den männlichen Babys im Alter von fünf Tagen durchgeführt, so wie dies auch bei Jesus geschehen war. Von den fünf Büchern Mose und den Propheten her war eine Taufe nicht vorgesehen, diese gehörte also auch nicht zu den überlieferten Gesetzen der Juden. Trotzdem berichten die Evangelisten in großer Selbstverständlichkeit von der Taufe, so dass man annehmen muss, dass dieses Gebahren im Volk der Juden allgemein bekant war.

Ich habe einmal versucht mich schlau zu machen – das Internet machts möglich – und auch versucht einige jüdische Quellen anzuzapfen, um zu erfahren, was der Vorgang der Taufe zu der damaligen Zeit bedeutet hatte. Danach ist der Hintergrund dessen, was in unserem Predigttext geschieht das Problem der rituellen Unreinheit. Für Juden gibt es sehr viele Möglichkeiten unrein zu werden, sei es bei einer Krankheit, sei es, wenn man einen Toten berührt oder sei es bei Frauen bei ihrer Monatsblutung. Und immer, wenn man unrein war, musste man sich reinigen, um wieder am Gottesdienst teilnehmen zu dürfen, so wie dies z.B. in 2. Mose 19, 14+15 berichtet wird:

14 Mose stieg vom Berge zum Volk herab und heiligte sie und sie wuschen ihre Kleider.15 Und er sprach zu ihnen: Seid bereit für den dritten Tag und keiner rühre eine Frau an.

Oder in 3. Mose 16, 2-4, wo das Waschen explizit erwähnt wird.

Sage deinem Bruder Aaron, dass er nicht zu jeder Zeit in das Heiligtum gehe hinter den Vorhang vor den Gnadenthron, der auf der Lade ist, damit er nicht sterbe; denn ich erscheine in der Wolke über dem Gnadenthron. 3 Er soll hineingehen mit einem jungen Stier zum Sündopfer und mit einem Widder zum Brandopfer 4 und soll das heilige leinene Gewand anlegen, und leinene Beinkleider sollen seine Blöße bedecken, und er soll sich mit einem leinenen Gürtel gürten und den leinenen Kopfbund umbinden, denn das sind die heiligen Kleider; er soll seinen Leib mit Wasser abwaschen und sie dann anlegen.5

Die Möglichkeiten, sich zu reinigen bestanden einmal aus Opfergaben, wie dies im alten Testament oft berichtet wird, aber es bestand auch die Möglichkeit, sich zu waschen. Das Waschen musste durch vollständiges Untertauchen in einem "lebendigen" Wasser geschehen, das heisst in einem bewegten Wasser, wie z.B. einem Fluß. Bis vor einiger Zeit war es im Judentum auch üblich, ein spezielles Badehaus, dem Mikwe einzurichten, in dem diese Waschungen vollzogen werden konnten und in dem z.B. auch Geschirr koscher gemacht werden konnte. Diese Tradition des Mikwe ist allerdings in neuerer Zeit aus der Mode gekommen, so dass es nur noch wenige Mikwe gibt, aber jüdische Reformer würden diese Tradition gerne wieder aufleben lassen.

Eine spezielle Möglichkeit, unrein zu werden, war es, wenn man die Gebote Gottes nicht richtig erfüllt hat. Man sündigte und wurde so unrein und konnte nicht mehr vor Gott treten. Und daher traten auch immer wieder Propheten auf, die das jüdische Volk zur Umkehr riefen und dazu aufriefen, sich zu heiligen, so wie das auch Jeremia, Jesaja und andere Propheten aus dem alten Testament gemacht haben.

Johannes war auch ein solcher Prophet. Er rief die Menschen zur Umkehr auf und forderte sie auf, sich zu heiligen. Doch er überliess es nicht dem Einzelnen, sich selbst zu heiligen. Er setzte ein öffentliches Zeichen und sprach den Menschen, die zu ihm kamen die Reinheit selbst zu und tauchte die Menschen auch selbst unter. Dies war die Taufe des Johannes, eine öffentliche rituelle Reinigung als Zeichen der Umkehr und der Wieder-Zuwendung zu Gott.

Aus dem Kontext im Matthäus Evangelium geht hervor, dass diese öffentliche Reinigung zu einer Modeerscheinung geworden war. Und wie immer, wenn eine gute Sache zu einer Massenbewegung wird, gab es Probleme. Die Menschen kamen zu Johannes nicht mehr, um umzukehren, sondern weil es chic war, sich dort sehen zu lassen. Und das wiederum brachte Johannes in Rage. Er bezeichnete die Leute, die sich zwar von ihm taufen ließen, aber danach munter weitersündigten als Natternbrut und drohte ihnen das Gericht Gottes an.

Die Taufe Jesu

Und so ging auch Jesus zu Johannes, um sich taufen zu lassen. Weshalb ging er hin? Nötig war es eigentlich nicht, denn Jesus, der Sohn Gottes, er, dessen Beziehung zu Gott von Geburt an unter einem besonderen Stern stand, hatte keine Umkehr nötig. Und Johannes sieht und bekennt das auch. Er sieht hier den Messias auf sich zu kommen, den, der aus Gott stammt und erkennt, dass eher er, Johannes, eine Umkehr nötig hat. Aber Jesus besteht darauf, dass er getauft werden soll. Warum tut Jesus das? Drei mögliche Erklärungen gibt es dazu

Doch es geht hier nicht allein um Johannes. Jesus tut das, was Christen sowieso tun sollten. Er stellt sich vor Beginn seiner Mission unter den Segen Gottes. Die öffentliche Taufe ist für ihn eine Möglichkeit, das zu tun. Hier tritt er vor aller Augen vor Gott hin und bittet um seine Zustimmung und um ein Zeichen, dass er auf dem richtigen Weg ist. Und genau dieses Zeichen wird Jesus in der Form des heiligen Geistes gewährt.

Können wir jetzt aus diesem Geschehen etwas für uns lernen? Welche Lehren können wir aus dem Verhalten Jesu ziehen? Drei Punkte sind mir dazu eingefallen

Fromme Moden

Der erste Punkt betrifft das Thema fromme Modeerscheinungen oder auch fromme Traditionen. Die Taufe, die Johannes praktiziert hat, war nichts, was ein Jude tun musste, sie war ein Ritus, der sich mit der Zeit entwickelt hatte und den die Menschen nachvollzogen und begeistert haben als Zeichen eines geistlichen Neuanfangs.

Solche Moden und tradierten Rituale gibt es auch im Christentum. Sei es die Art und Weise, wie wir das Abendmahl feiern, seien es Einrichtungen wie Hauskreise, seien es Bewegungen wie "What would Jesus do" oder neue Formen des Gemeindeaufbruchs. Alle paar Jahre kommt eine neue Idee zu uns und begeistert die Menschen. Manches bleibt und wird zur Tradition, manches verschwindet wieder.

Das Beispiel Jesu zeigt, dass solche Modeerscheinungen und Traditionen gut sein können. Auch wenn niemand gezwungen sein sollte, sie mitzumachen, so steckt häufig ein guter Gedanke, eine richtige Grundlage dahinter und man bricht sich nichts ab, wenn man tut, was alle tun, sofern man es aus der richtigen Gesinnung heraus tut, nämlich um Gott die Ehre zu geben.

Problematisch werden solche Verhaltensweisen, wenn sie aus der falschen Gesinnung gemacht werden, nämlich um anzugeben, sich vor anderen hervorzutun und wenn nicht die Ehre Gottes, sondern die eigene Ehre im Vordergrund stehen. Das passiert bei solchen Aktionen nämlich ganz leicht, wie auch das Beispiel der Pharisäer bei der Taufe des Johannes zeigt.

Das echte von unechtem Verhalten zu unterscheiden ist sehr schwer. Denn tun, tut man ja in beiden Fällen dasselbe. Wessen Geistes Kind man ist, zeigt sich dann in der Regel erst im Nachhinein, denn wie schon Johannes betont: "Ihr sollt Euch nicht nur taufen lassen, ihr sollt auch Konsequenzen daraus ziehen". Und so ist es auch mit unseren eigenen Modeerscheinungen und Ritualen. Sie dürfen nicht zu einem Selbstzweck verkommen, sie dürfen nicht als Mittel der Angeberei des rechten Christentums dienen und sie dürfen nicht dazu dienen andere Menschen auszugrenzen oder zu diskriminieren. Wenn das der Fall ist, dann ist es hohe Zeit, die Mode zu beenden und die Tradition zu brechen. Wenn man aber der Mode und den Ritualen zu Ehren Gottes folgt, dann ist es gut und richtig, ihnen zu folgen.

Das Zweite, was uns Jesus zeigt ist, wie man etwas Großes mit Gott beginnt. Jesus startet in die Mission, für die er auf die Erde gekommen ist, er tritt an, im Namen Gottes zu sprechen. Das ist keine Kleinigkeit und ich denke, dass Jesus klar war, dass er sich mit den etablierten religiösen Kräften anlegen würde. Eine Mammutaufgabe stand vor ihm und daher suchte er auch nach spezieller Beauftragung durch Gott. Genauso sollen wir große Aufgaben nur mit dem Willen Gottes beginnen.

Viele von uns werden das als Selbstverständlich ansehen, aber wenn die Dynamik einer Situation uns treibt, dann kann es sehr schwer sen, inne zu halten und auf ein Zeichen zu warten, dass Gott unsere Pläne gutheisst. Das Problem ist ja, dass wir nicht erwarten dürfen, dass Gott gleich in Form einer Stimme vom Himmel zu uns spricht und wir nicht vorhersehen können, welche Form der Bestätigung oder der Warnung Gott wählen wird. Damit ist eine solche Bestätigung nicht planbar.

Dennoch bin ich davon überzeugt, dass eine Bestätigung durch Gott in positiver Weise klar werden wird, wenn ein grösseres Unterfangen ansteht. Aber – und das muss ich zugeben – persönlich habe ich eine solche Situation noch nicht erlebt. Es gab zwar kleine und große Schlüsselmomente in meinem Leben, aber ich finde es vermessen, bei jeder Kleinigkeit immer um ein Zeichen Gottes zu bitten. Mein Empfinden war stets, dass Gott zu mir sagt "Mensch Thomas, wozu habe ich Dir Deinen Verstand gegeben, brauche ihn bitte schön". Und so wäre es vermutlich besser, Leute wie die Johns zu fragen, wie sie die Beauftragung durch Gott erlebt haben und wie sie dazu gekommen sind, ein so großes Unternehmen wie das Krankenhaus in Peru in die Wege zu leiten, dass dann auch noch in so gesegneter Weise zu einem Erfolg wurde.

Der dritte Punkt, der mir in Bezug auf das Verhalten Jesu bei seiner Taufe aufgefallen ist, ist der Gegensatz zwischen seinem Verhalten hier und dem, was später geschieht, als Jesus in der Frage des Sabbatgebots mit den Pharisäern in Streit gerät. Hier folgt Jesus einer frommen Gewohnheit und übererfüllt das Gesetz, indem er tut, was nach dem Gesetz gar nicht zwingend vorgeschrieben ist. Er stellt sich dar als der, der alles erfüllt, nur um die Gerechtigkeit Gottes zu ehren. Aber als es um den Sabbat geht, da lehnt er die frommen Traditionen ab, er heilt am Sabbat, er pflückt Weizenähren. Er ist als Fresser und Säufer verschrieen.

Dies zeigt, dass es Jesus nicht um die Erfüllung der Gebote als Selbstzweck geht. Solange es nur ihm selber unbequem ist, solange er durch sein Verhalten Gott die Ehre geben kann, solange folgt er auch von Menschen gemachten Geboten. Aber wenn es um andere Menschen geht, wenn es um Dinge geht, die die religiösen Führer als Druck- und Machtmittel missbrauchen, da verweigert sich Jesus, da stellt er klar, wo die Grenzen sind.

Und so ist es auch bei uns. Fromme Traditionen sind gut und schön, aber es kann der Tag kommen, an dem klargemacht werden muss, dass es eben nur menschliche Gesetze sind. Der, der rebelliert – und häufig sind es ja die Jungen, die neue Wege suchen – sind dann aufgefordert, den richtigen Kern zu erhalten, das Verhalten auf den eigentlichen Sinn zurück zu führen, aber die, die an ihren alten Traditionen hängen sind genauso aufgefordert, zu erkennen, dass es eben doch nur eine fromme Tradition ist, an der das Seelenheil eben nicht hängt. Denn um einer solchen Tradition wegen Zank und Streit zu erzeugen, das hiesse, dem Teufel in die Hände zu spielen und das, was man an guter Tradition gerade erhalten will, zu zerstören.

Das Geschenk des heiligen Geistes

So weit meine Gedanken zum Verhalten Jesu bei seiner Taufe. Aber unser Text geht ja noch weiter. Gott reagiert auf den Gehorsam, den Jesus an den Tag legt. Der heilige Geist kommt wie eine Taube auf Jesus herab. Und eine Stimme spricht "Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe". Gott bestätigt Jesus und schickt ihn damit auf seinen Weg.

Der heilige Geist wird im alten Testament genannt, wenn jemand in besonderem Maße im Namen Gottes sprach und in besonderem Maße von Gott für etwas befähigt wurde. Mose war so vom Geist Gottes erfüllt, dass die Israelis ihn nicht anschauen konnten, die Propheten wurden vom heiligen Geist erfüllt, wenn sie Israel eine Botschaft verkünden sollten und auch von den beiden Zeugen, die die Beschneidung Jesu miterleben, Simeon und Hanna wird gesagt, dass sie ihre Prophezeiungen aussprechen "erfüllt vom heiligen Geist".

Für uns ist das Besondere dieser Erfüllung mit dem heiligen Geist nicht mehr so richtig nachvollziehbar. Denn gemäß den Prophezeiungen des alten Testaments wird der heilige Geist nicht mehr nur besonders berufenen Personen zuteil, sondern allen Gläubigen. Und so haben wir uns daran gewöhnt, dass wir jeden als mit dem heiligen Geist erfüllt ansehen. Jeder von uns kann im Namen Gottes sprechen, keiner von uns hat einen besonderen Mittler mehr nötig, um Gott zu verstehen oder mit Gott in Beziehung zu stehen.

Doch in unserem Bibeltext ist diese Zeit noch nicht gekommen. Menschen, die Gott mit seinem Geist begabt hat, waren selten und die Erfüllung mit dem heiligen Geist unterstreicht die besondere Stellung Jesu. Alles, was Jesus in der darauffolgenden Zeit tut, tut er im Namen und im Auftrag Gottes.

Für manche von uns ist es allerdings schwierig zu verstehen, dass Jesus erst jetzt, im Alter von 30 Jahren, mit dem heiligen Geist erfüllt wird. Insbesondere in den Predigten, die ich von katholischer Seite her in der Vorbereitung auf meine Predigt gelesen habe, wird der Gedanke, dass Jesus in der Zeit vorher nicht bereits mit göttlicher Vollmacht erfüllt gewesen ist, eher entrüstet zurückgewiesen. Zu stark ist die Heiligkeit Jesu in den katholischen Vorstellungen enthalten. Tatsächlich gibt uns die Bibel aber keinen Hinweis darauf, dass Jesus vorher etwas anderes gewesen ist als der Sohn eines Zimmermanns. Es gibt höchstens noch die Begebenheit mit dem zwölfjährigen Jesus im Tempel, die zeigt, dass er auch ohne Ausbildung von Beginn an ein Verständnis der Schriften gezeigt hat, die das von normalen Menschen weit übersteigt.

Es gibt einen Hinweis, dass Jesus vor seiner Taufe eher wie ein normaler Mensch gewesen ist als der vollmächtige Sohn Gottes. Im Anschluß an unseren Predigttext erzählt Matthäus, wie Jesus in Versuchung geführt wird. Zwei der drei Versuchungen, mit denen der Teufel Jesus versucht, haben mit einem Thema zu tun: "Wenn Du der Sohn Gottes bist, dann....". Es sieht so aus als wäre Jesus in die Wüste gegangen, weil ihm erst jetzt, bei seiner Taufe, klar geworden war, welche besondere Stellung er hat. Und etwas Besonderes zu sein beinhaltet immer auch die Gefahr, diese Besonderheit nur für sich selbst nutzen zu wollen und darauf zielten die Versuchungen, denen der Teufel Jesus aussetzt, hin. Aber Jesus ist nicht gekommen, um für sich aus seiner Stellung Kapital zu schlagen, sondern um den Menschen zu dienen und ihnen zu helfen, einen Weg zu Gott zu finden.

In meinen Augen bringt uns der Gedanke, dass Jesus vor seiner Taufe ein ganz normaler Zimmermann mit einer großen Liebe und einem großen Verständnis für das Wort Gottes gewesen ist, Jesus eher näher. Er unterstreicht, dass Jesus unser Leben gelebt und unsere Probleme durchlebt hat. Es macht Jesus im wahrsten Sinn zu einem von uns. Gleichzeitig ist und bleibt er aber auch der Vollmächtige, der Sohn Gottes, den, zu dem wir beten und der, der zur Rechten Gottes sitzt. Auch diese Göttlichkeit Jesu ist für viele Menschen wichtig und es ist schwer, beide Seiten zusammen zu denken.

In der Kirchengeschichte hat ein sehr langer Kampf um die Frage getobt, ob Jesus denn nun Mensch oder Gott gewesen ist. Diesen Kampf hat keiner gewonnen und am Ende kam die Formel "wahrer Mensch und wahrer Gott" heraus. Sie stellt in all ihrer widerlogischen Formulierung vielleicht die beste Zusammenfassung dessen dar, was wir über Jesus sagen können.

Amen

 

Segen:

Der Herr segne uns und behüte uns

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig

Der Herr hebe sein Angesicht über uns und gebe uns Friede

Amen