Predigt über Eph 3, 14-21

Einleitung:

Wenn ich zurückschaue auf meine Zeit als Schüler, so muß ich zugeben, dass sogar ich Phasen durchgemacht hatte, in denen Schule und alles, was damit zusammenhängt, einen ziemlich geringen Stellenwert hatte. Insbesondere gab es ein Schuljahr, in dem ich einmal beinahe sitzengeblieben wäre. Der Grund war eine fünf in zwei Fächern, die viel mit Fleiß zu tun hatten, nämlich Geschichte und Erdkunde, und mit Fleiß hatte ich damals irgendwie nicht so viel am Hut.

Insbesondere Geschichte hat mich damals tödlich gelangweilt. Otto der Erste, Otto der Zweite, Otto der Dritte, Pipin der Erste, Pipin der Zweite, Pipin der Kurze, Karl der Erste, Karl der Zweite, Karl der Große, eine endlose Folge von Königen, Päpsten und Kriegen und unser Lehrer wollte von allen die Daten auswendig hergesagt haben. Ich hätte ihm damals zwar die Ergebnisse aller Bundesligaspiele hersagen können, aber bei den gewünschten Jahreszahlen musste ich regelmässig passen und daher war meine Note in Geschichte sagen wir einmal suboptimal.

Was ich damals noch nicht begriffen hatte und erst später gelernt habe ist, dass Geschichte eigentlich etwas sehr faszinierendes ist. Wie haben die Menschen damals gelebt, wie haben sie gedacht, wie ist es zu den Ereignissen gekommen, von denen heute noch berichtet wird? Das sind die Fragen, die Geschichte lebendig werden lässt und für die es auch Wert ist, Bücher zu lesen, Unterlagen zu studieren und Zeit aufzuwenden. Und durch einen Vergleich mit der heutigen Zeit lässt sich möglicherweise auch etwas lernen und unerwünschte Entwicklungen können zumindest anders bewältigt werden als dies unsere Vorfahren gemacht haben.

Zu so einem Vergleich lädt uns auch der heutige Predigttext ein. Er steht im Brief an die Epheser, Kapitel 3, die Verse 14 bis 21:

Predigttext lesen

(14)Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater,

(15)der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden,

(16)daß er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen,

(17)daß Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid.

(18)So könnt ihr mit allen Heiligen begreifen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist,

(19)auch die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit der ganzen Gottesfülle.

(20)Dem aber, der überschwenglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt,

(21)dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Der Textzusammenhang

Der Apostel betet. Er fällt auf die Knie und bittet darum, dass die Gemeinde in Ephesus von Jesus reich beschenkt wird mit Liebe, mit Kraft und mit Erkenntnis. Dieses Gebet ist tief und eindringlich. Warum betet dies Paulus in dieser Weise?

Tatsächlich ist dieses Gebet so wie der ganze Epheserbrief eigentlich sehr merkwürdig. Der Epheserbrief beginnt damit, dass Paulus Jesus als den Retter darstellt, der von Gott aus Gnade geschickt wurde, um uns aus dem Joch der Sünde zu befreien. Paulus setzt dann fort und begründet, dass Gott seine besondere Gnade darin erwiesen hat, ihn als geringsten der Apostel dazu auszusuchen, die Heiden mit in den Bund Gottes einzubeziehen, etwas, was vorher im Judentum kaum denkbar war. Und Paulus erläutert ausführlich, wie die Epheser als eigentlich Aussenstehende durch diese Gnade Gottes hineingeholt worden sind in die Befreiung und in die Familie Gottes. Unserem Predigttext nachfolgend sind einige Bestimmungen zum Zusammenleben, wie die berüchtigte Anordnung an die Frauen, sich unterzuordnen und an die Männer, ihre Frauen zu lieben.

Alles in allem macht der Brief den Eindruck eines Briefes, den der Apostel einer ihm unbekannten Gemeinde schreibt, der er erst einmal die Grundlagen des Glaubens vermitteln muss und dazu gehört eben auch ein intensives Gebet dafür, dass die Gemeinde diese Gundlagen begreift und erfasst, was dann unser Predigttext wäre.

Die Geschichte der Gemeinde in Ephesus

So dachte ich zumindest als ich den Textzusammenhang zuerst las, aber ich lag ziemlich falsch. Paulus kannte die Gemeinde in Ephesus nicht nur, er hat sie wesentlich geprägt und aufgebaut. Die Apostelgeschichte weiss zu berichten, dass Paulus während seiner dritten Missionsreise zwei Jahre in Ephesus verbracht hat und dass in dieser Zeit von der Gemeinde ganz wichtige Einflüsse auf Griechenland und Kleinasien ausgingen. Paulus kannte also seine Gemeinde und die Gemeinde kannte ihn.

Von dem Aufenthalt von Paulus in Ephesus sind auch teils amüsante teils interessante Tatsachen berichtet. So wurde die Gemeinde nicht von Paulus gegründet, sondern von Jüngern des Johannes dem Täufer. Es existierte dort schon eine Gruppe, die auf den kommenden Messias hinwies und die Taufe praktizierte als Paulus dort eintraf. Diese Gruppe wusste bloss nichts vom heiligen Geist, der diese Gruppe erst erfüllte als Paulus ihnen die Hände auflegte. Weiterhin war Paulus mit seiner Verkündigung so erfolgreich, dass sieben Geisterbeschwörer versuchten, einen Dämon mit Hilfe des Namens Jesu auszutreiben. Doch der Dämon antwortete über den von ihm Besessenen lediglich: „Jesus kenne ich, Paulus kenne ich auch, aber wer seid ihr?“ und hat die Sieben dermassen vertrimmt, dass sie die Flucht ergreifen mussten. Und schliesslich war Paulus wieder einmal die Ursache eines Aufruhrs, denn Ephesus war die Stadt der griechischen Göttin Arthemis und davon lebte eine ganze Zunft von Silberschmieden. Durch die Verkündigung des Paulus und dem von ihm vertretenen Gebots, sich kein Bildnis machen zu dürfen, litt deren Absatz von Kultgegenständen derart, dass sie eine Revolte gegen die neue Gemeinde anzettelten.

Man sieht, dies war eigentlich keine Gemeinde, denen Paulus erst noch die Grundlagen des Glaubens erklären musste, dies war eine Gemeinde, die mit Paulus schon vieles durchgemacht hatte und daher sehr erfahrene und im Glauben verwurzelte Menschen in ihrer Mitte haben müsste – oder?

Der Niedergang der Gemeinde in Ephesus

Auf des Rätsels Lösung weisst eine weiteren Bibelstelle hin. Paulus befand sich zur Zeit der Abfassung des Epheser-Briefes in Gefangenschaft. In einigen Bemerkungen in dem Brief wird dies klar und es gibt gute Gründe anzunehmen, dass diese Gefangenschaft die in Rom war als Paulus auf die Verhandlung mit dem römischen Kaiser wartete. Das heisst zwischen dem Zeitpunkt wo Paulus die Gemeinde verlassen hat und dem Brief sind sicherlich einige Jahre vergangen, vermutlich so etwa 4-5 Jahre. In dieser Zeit hat sich die Gemeinde weiterentwickelt und besagte Bibelstelle zeigt, wohin die Gemeinde in dieser Zeit vermutlich gegangen ist. Diese Bibelstelle steht in der Offenbarung und ist das erste der sieben Sendschreiben im zweiten Kapitel, Offenbarung 2, :1-7

An den Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: So spricht ER, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält und mitten unter den sieben goldenen Leuchtern einhergeht. Ich kenne Deine Werke und Deine Mühe und Dein Ausharren. Ich weiß: Du kannst die Bösen nicht ertragen, Du hast die auf die Probe gestellt, die sich Apostel nennen und es nicht sind und hast sie als Lügner erkannt. Du hast ausgeharrt und um meines Namens willen Schweres ertragen und bist nicht müde geworden. Ich werfe Dir aber vor, dass Du Deine erste Liebe verlassen hast. Bedenke, aus welcher Höhe Du gefallen bist. Kehr zurück zu Deinen ersten Werken. Wenn Du nicht umkehrst, dann werde ich kommen und Deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken. Doch für Dich spricht, Du verabscheust das Treiben der Nikolaiten, das auch ich verabscheue. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Wer siegt, dem wird ich zu essen geben vom Baum des Lebens, der im Paradies Gottes steht.

Ephesus, eine gefallene Gemeinde, das ist es, was Johannes sagt. Auch wenn die Offenbarung zeitlich später eingeordnet werden kann als der Brief von Paulus, so ist anzunehmen, dass die Fehlentwickung, die Johannes ankreidet schon sichtbar war. Und diese Fehlentwicklung hat Paulus dazu gebracht, noch einmal die Grundlagen aufzurollen, noch einmal ganz von unten anzufangen und die ihm aufgezwungene Tatenlosigkeit, die durch die Gefangenschaft entstanden ist, in einem intensiven, von ganzem Herzen kommenden Gebet auszudrücken.

Die Fehlentwicklungen

Was nun ist schiefgelaufen in Ephesus jener kleinasiatischen Hafenstadt im Brennpunkt des Handels zwischen Europa und Asien, jener Stadt, von der berichtet wird, dass viele Kulturen dort aufeinandergetroffen sind und die durch ihre Lage eine grosse Bedeutung errungen hatte. Das Sendschreiben des Johannes und die einzelnen Themen im Epheserbrief geben Hinweise darauf, wo es in dieser Gemeinde gehapert hat.

Ephesus war von Beginn an eine Gemeinde, in der sich die Menschen voll glühendem Eifer für Jesus einsetzten. Dabei waren es keine naiven Gläubigen, die alles als von Gott kommend und gut annahmen, sondern es waren Gläubige, die das Wort davon, dass man alles prüfen und das Gute behalten solle, sehr ernst nahmen. Das Sendschreiben spricht davon, dass die Epheser die Leute, die sich Apostel nannten, auf die Probe gestellt haben. Es drängt sich das Bild auf, wie Wanderprediger, die es damals wohl recht viele gab, in der Gemeinde auftauchen und wie diese Prediger von sich behaupteten, Apostel zu sein und wie die Epheser erst kritisch und dann ablehnend diese Behauptung hinterfragten. Dies deutet auf eine selbstbewusste und standhafte Gemeinde hin, vielleicht gab es in den Konflikten, die sie mit ihrer Umwelt auszutragen hatte, auch einige Versuche, die Gemeinde zu unterwandern und von innen zu zerstören. Solche Versuche können zu einem solchen „Wir-Gefühl“ beisteuern, das es nicht so leicht macht, einen Keil zwischen die Gemeindeglieder zu treiben.

Johannes nennt dieses Verhalten standhaft und lobt es auch als „erste Liebe“. Doch die Gemeinde in Ephesus hat diese erste Liebe verlassen, hat sich anderen Dingen zugewandt. Die Themen, die Paulus in seinem Brief anschneidet, könnten darauf hindeuten, was da passiert ist. Paulus betont zwei Dinge sehr stark

Mögliche Folgen des Erfolgs

Ich denke, den Irrweg der Epheser kann man in zwei Stichworte fassen: Hochmut und Selbstsucht. Beides war möglicherweise sogar eine Folge aus den Erlebnissen und Erfolgen, die die Epheser am Beginn mit Gott erlebt hatten. Da gab es starke Angriffe von aussen, da gab es schwierige Zeiten und es gab leidvolle Zeiten. Und in dem allem haben die Epheser ihren Glauben bewahrt, ihre Gemeinde erfolgreich verteidigt und konnten schliesslich stolz darauf sein, sich behauptet zu haben, vielleicht sogar mehr. Und daraus kann sich dann ein Hochgefühl entwickeln „Wir sind wer“, „Wir haben es geschafft“ und schliesslich „Uns kann keiner“. Und ehe man es sich versieht, ist man in den Hochmut abgerutscht.

Ähnlich kann es bei der Selbstsucht gegangen sein. Wie wehrt man diese Angriffe denn ab, wie behauptet man sich in stürmischen Zeiten? Doch durch Festhalten am Wort Gottes und an dem, was einem geoffenbart wurde. So etwas geht nicht, ohne sich kritisch auch mit anderen Meinungen auseinander zu setzen und zu der Schlussfolgerung kommen zu können, dass die anderen falsch liegen. Bei aller Liebe muss dies dann aber auch gesagt werden und Paulus hat das ja oft genug vorgemacht. Doch von dieser Haltung zu der Haltung, ein Gegenüber nur deshalb abzulehnen, weil er eine andere Meinung vertritt, ist nur ein kleiner Schritt. Dann wird aus Recht haben sehr schnell Rechthaberei und dann sehr schnell Lieblosigkeit.

Wenn solche Mechanismen wirklich in der Gemeinde von Ephesus am Werk waren, dann war die Reaktion des Apostels Paulus sehr verständlich und logisch. Erst erinnert er die Epheser an das Fundament der Gnade, dann legt er dar, dass er doch ein richtiger Apostel ist, kein falscher und schliesslich fällt er auf die Knie und betet. Zuerst bittet er Gott, den Vater aller Dinge, den Ephesern Kraft zu geben, keine körperliche Kraft, sondern geistige Kraft, denn es gehört Kraft dazu, zu erkennen, dass man auf dem Holzweg ist, zuzugeben, dass man eine falsche Richtung eingeschlagen hat und es gehört Kraft dazu, einen Ausweg zu finden aus den täglichen Gewohnheiten, die einen in diese missliche Lage gebracht haben.

Sodann betet Paulus, dass Christus mit all seiner Liebe im Herzen der Epheser Einzug halten, damit diese die Fähigkeit erhalten, mit der Klarheit und mit der Zuneigung Christi auf ihre Mitenschen zu blicken. Jesus hat die falschen Dinge an den Menschen um ihn herum immer klar erkannt, aber er hat sich auch alle Mühe gegeben, die positiven Ansätze, die auch in den Menschen steckten, zu verstärken. Es geht nicht allein um Gericht, es geht um eine Weiterentwicklung auf Gott zu.

Dann bitte Paulus darum, dass die Epheser Erkenntnis der ganzen Breite, Länge, Höhe und Tiefe der Liebe Gottes erlangen, damit sie es schaffen, ihren engen Horizont zu überwinden, die Mauern zu sprengen, in die sie sich selbst hineingesetzt haben. Gottes Horizont ist weiter als wir es uns vorzustellen vermögen.

Und Paulus schliesst mit einem Gotteslob auf die Möglichkeiten, die Gott hat, auf das, was Gott einem schenken kann, selbst wenn alle menschlichen Möglichkeiten längst erschöpft sind.

Der aktuelle Zusammenhang

Habe ich jetzt zu viel in den Epheserbrief hineininterpretiert? Die Vermutungen, die ich genannt haben, stellen unseren Predigttext in einen logischen und verständlichen Zusammenhang, aber letztlich sind das alles Vermutungen, die aus dem Textzeugnis nur unzureichend gestützt sind. Es hätte auch ganz anders sein können. Ja, manchmal wünschte man sich schon eine Zeitmaschine und wenn nur, um beobachten zu können, wie sich die Dinge damals wirklich zugetragen haben.

Doch trotzdem denke ich, dass meine Vermutungen gar nicht so weit weg von der Wirklichkeit liegen. Denn alles, was ich geschildert habe, ist Teil unserer Erfahrung in der christlichen Gemeinschaft, alle Prozesse, die ich angesprochen habe, kommen tatsächlich vor, nicht notwendigerweise bei uns, nicht notwendigerweise alle auf einmal, aber es passiert.

Auch bei uns kann man beobachten, wie Gemeinden, die sich durch schwere Kämpfe behauptet haben, die Irrlehren und falsche Wege abgewehrt haben und die viel mit Gott erlebt haben, langsam und schleichend in Hochmut und Lieblosigkeit verfallen sind, als erst einmal der Sturm vorüber war. Ich stelle mir Personen vor, die fest im Glauben stehen, eine starke Persönlichkeit haben und ihre Meinung klar vertreten können. Mit diesen Gaben beeinflussen sie den Gang der Gemeinde, sind möglicherweise Gemeindeälteste oder Gemeindeleiter. In Zeiten der Unruhe und der Krise können solche Menschen unter Gottes Leitung zu dem Anker werden, die die Gemeinde braucht. Aber irgendwann ist die Krise vorbei und dann kann es passieren, dass dieselben Qualitäten, die diesen Menschen zu einer Hilfe für die Gemeinde hat werden lassen, jetzt zu einer Stolperfalle werden. Neue Ideen werden nicht zugelassen, neue Persönlichkeiten können sich nicht entfalten und langsam setzt Verkrustung ein. Und irgendwann blickt man zurück und stellt fest, dass man irgendwie da gelandet ist, wo man gar nicht hinwollte.

Und wir sollten nicht so überheblich sein und denken, dass wir nicht in derselben Gefahr stehen. Auch wenn ich momentan in unserer Gemeinde nicht sehe, dass wir in diese Falle tappen, so bin ich vielleicht schon zu tief in der Gemeinde integriert, um wirklich sehen zu können. Hier ist es erforderlich, auf Aussenstehende Freunde zu hören, die Wahrnehmung von Menschen zu berücksichtigen, die uns besuchen, und die unvoreingenommen beobachten.

Was können wir tun?

Denn das Problem ist, dass es gegen diese Gefahren keine Patentrezepte gibt. Man kann zwar sagen: Ok, wir beten zu Jesus, wir hören auf Gott, dann wird er uns den rechten Weg weisen, aber wann es richtig ist, seinen Standpunkt zu verteidigen und wann es richtig ist, sich selbst in Frage zu stellen, das ist eine sehr schwierige Entscheidung und oft genug geht die Meinungsverschiedenheit mitten durch die Gemeinde durch.

Gibt es also gar nichts, was wir tun können? Doch natürlich. Es ist genau das, um was Paulus auch gebetet hat und was er den Ephesern so stark ans Herz gelegt hat. Wir müssen uns auf die Grundlagen besinnen, wir müssen uns an Gottes Kraft ausrichten und vor allem, wir müssen uns von seiner Liebe füllen lassen, dann werden wir sehen, dass Gottes Möglichkeiten die unseren weit übersteigt. Wenn jetzt einige von Euch denken, das ist doch frommes Gerede, nun dann haben sie recht und nicht recht. Nicht recht haben sie darin, dass dies ja tatsächlich die einzige Antwort ist, die ein Prediger geben kann, recht haben sie darin, dass diese Worte leer bleiben, wenn wir es nicht schaffen, sie mit Leben zu füllen, mit Konkretem zu verbinden.

Ich denke, unsere Gemeindeleitung hat ähnliche Gedanken bewegt als sie das Jahresmotto für uns ausgewählt haben. Wisst Ihr noch, wie es heisst? „Die Liebe leben, im Glauben wachsen“. Das ist doch auch das, was Paulus gesagt hat. Lasst die Liebe Gottes in Euer Herz, dann werdet Ihr wachsen in Eurem Glaubensleben. Und genau dies müssen wir mit Leben füllen, genau das müssen wir konkret werden lassen. Denkt einmal nach. Wo liegt es denn bei uns im Argen? Wo haben wir unsere Stärken, wo unsere Schwächen?

Wir haben in den letzten Gemeindeversammlungen Anstrengungen unternommen, um genau diese Frage zu beantworten. Und in diesem Jahr geht es darum, herauszufinden, wo wir Schritte unternehmen sollten, um weiterzukommen. Wie schaffen wir es denn, mehr voneinander zu wissen, uns gegenseitig besser kennen zu lernen? Sollten wir vielleicht so etwas wie Hauskreistausch machen, oder uns irgendiwe systematisch gegenseitig einladen? Ziel ist es doch, voneinander zu wissen, sich gegenseitig so weit zu vertrauen, dass man sich auch weitergehende Gedanken mitteilen kann, dass nicht so viel an der Oberfläche bleibt. Aber es muss von uns ausgehen, denn ich weiss selber, wie wenig Zeit ich habe, wie viel Anstrengung es mich kostet, selbst die normalen Dinge des täglichen Lebens zu bewältigen.

Und wie schaffen wir es, über dieser Menge an Aufgaben auch noch nach aussen zu gehen und unseren missionarischen Auftrag zu bewältigen. Wie schaffen wir es, echt zu sein und anderen zu zeigen, was Gott tun kann? Ich habe genausowenig Patentrezepte wie alle anderen, aber ich weiss, dass es wichtig ist, wenn immer wieder einzelne in unsere Mitte diese Fragen aktiv und mit Kraft angehen. Es geht für uns darum, weiterzugehen und Neues zu entdecken. Manchmal kann dies bedeuten, das Alte zu pflegen, manchmal aber auch, Neues zu wagen. Und deshalb ist es gut und wichtig, wenn neu hinzugekommene Leute in der Gemeinde neue Ideen haben und diese auch umsetzen wollen und dürfen. Ich bin mit Sicherheit unter denen, die sich gerne inspirieren lassen.

Abschluss

Vielleicht geht es auch einfach nur darum, dass wir das Staunen neu entdecken. Dass wir selbst nach langen Jahrzehnten sehen, dass Gott immer wieder Anderes und Bewundernswertes für uns bereithält, selbst wenn wir denken, dass wir schon alles gesehen und alles gehört haben. Vielleicht sollten wir mit Paulus beten:

So können wir mit allen Heiligen begreifen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist, und wir können auch die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit wir erfüllt werden mit der ganzen Gottesfülle.

Amen