Predigt über das Lied „wenn ihr Jesus heute nicht vergesst“

Als ich die Vertretung des heutigen Gottesdienstes übernommen habe, hatte Jan die Predigt für heute bereits vorbereitet. Er wollte seine Predigt auf dem Lied „Ihr Kinderlein kommet“ aufbauen, das wir ja auch während des Krippenspiels gesungen haben. Die Predigt ist wirklich gut, aber als ich das Lied las, dachte ich, eigentlich ist das Lied ziemlich alt, es stammt aus einer Zeit, die ein ganz anderes Lebensgefühl hatte. Wäre es nicht schöner, ein Lied zu nehmen, das auf unsere Zeit zugeschnitten ist?

Zufällig hatte ich so eines. Es ist von Christian Löer im Jahr 2000 gesungen und herausgegeben worden:

Lied spielen

Ein sehr klares Lied. Christian Löer spricht davon, was Weihnachten zu so einem besonderen Erlebnis macht. Die festliche Stimmung, die gespannte Erwartung, der geschmückte Weihnachtsbaum, die alten, vertrauten Weihnachtslieder mit ihren schönen Melodien. All das gepaart mit dem Wissen, dass es ein festliches Essen gibt, Geschenke, Plätzchen, Ferien, all das hat sich seit unserer Kindheit eingeprägt und genau dasselbe prägen wir auch unseren Kindern ein.

Und all das ist keineswegs schlecht, nein es ist gut und Christian Löer bejaht das auch. „Ich wünsche Euch ein schönes Weihnachtsfest“ singt er und Recht hat er, Weihnachten soll schön sein. Die Erwartungen an Friede und Freude sollen erfüllt werden. So viel Hektik das jedes Jahr auch ist, ich möchte nichts von dem ganzen traditionellen Abläufen missen und auch unsere Kinder werden das lieben lernen und weitergeben. So werden die Traditionen weitergetragen.

Aber Christian Löer singt auch von dem, was hinter Weihnachten steht. Was nützten uns all die Traditionen, wenn wir vergessen, warum sich diese Traditionen erst entwickelt haben? „Ich wünsche Euch ein frohes Weihnachtsfest und dass ihr Jesus nicht vergesst“.

Hinter Weihnachten steht Jesus

Hinter dem Weihnachtsfest steht eben Jesus. Es ist nicht das Fest irgendeines Kindes, nicht irgendein Baby liegt da im Stall, nicht irgendein Elternglück hat sich da erfüllt, sondern Gott ist hier zur Erde gekommen. Christian Löer fragt zu Recht, was denn Weihnachten wert wäre, wenn wir diese entscheidende Boschaft dahinter vergessen würden oder schlimmer noch, wenn Gott uns nichts anderes zu sagen hätte als dass ein Kind geboren ist. Was wäre, wenn Gott uns zwar jetzt im Lichterglanz, im familiären Beieinander, in den Momenten des Geschenke schenkens anspricht, aber dann, wenn der Alltag wiederkehrt, wenn wir wieder täglich arbeiten müssen, sei es im Beruf, sei es in der Schule, wenn er uns dann alleine ließe, was wäre dann?

Weihnachten kann Lüge sein

Ich selber habe das als Kind durchaus so erlebt. Kirche gehen, das war etwas für Weihnachten und Ostern. Insbesondere zu Weihnachten wurde als Vorbereitung auf die Bescherung die Kirche aufgesucht Es war immer proppevoll, die Atmosphäre war geschwängert mit dem Duft von Weihnachten, mit dem Lichterglanz, mit den Liedern. Aber letztendlich ging es uns Kindern nur darum, dass die Zeit schnell vorüber ging, denn anschließend gab es Bescherung. Doch nicht nur wir Kinder dachten so, nein, auch bei meiner Mutter und anderen Erwachsenen, die ich kannte, war das so. Man wollte seine Pflicht erledigen und zur Kür übergehen. Und wenn alle Geschenke ausgepackt waren und alles Essen gegessen war, wenn der Weihnachtsbaum abgeholt war, dann war nicht mehr die Rede von diesem Jesus, dann ging Kirche einen nichts mehr an.

Ich habe als Jugendlicher daraus nur den Schluß gezogen, dass diese Sache mit Jesus eh alles Quatsch ist. Ein Gott, den man nur aus Tradition zu Weihnachten oder Ostern zur Kenntnis nimmt, das ist ein toter Gott, einer mit dem ich nichts anfangen konnte. Von mir aus hätte man mit dem ganzen Kirche-gehen Unsinn ganz aufhören können.

Und so hat sich mir Weihnachten eingeprägt als ein Fest der Lüge und es hat sehr lange gedauert, bis ich erleben durfte, dass das gar nicht so sein muß. Erst viel später ist mir Gott begegnet und hat mir klargemacht, dass er zwar dieses Kind in der Krippe war, dass es damit aber nicht aufhört, sondern im Gegenteil, dass es damit erst richtig anfängt. Das Baby ist herangewachsen, es ist ein Mann geworden, ein Mann der Millionen und Abermillionen in seinen Bann gezogen hat. Es ist ein Mann geworden und hatte eine Mission zu erfüllen, die Mission unsere Schulden zu bezahlen, die Mission unsere Dunkelheiten hell zu machen, die Mission, zu jeder Zeit an unserer Seite zu stehen und für uns da zu sein.

Weihnachten steht für einen neuen Anfang

Das heißt doch, dass Weihnachten nicht isoliert ist, dass Weihnachten nicht der eigentliche Schluß des Jahres ist, sondern dass Weihnachten der Anfang ist. Mit Weihnachten beginnt das eigentliche Fest, das sich durch unser gesamtes Leben hindurch ziehen kann. Mit diesem Kind ist uns ein Retter geboren, nicht so einfach dahingesagt, nicht einfach so dahingesungen, gedankenlos, erlernt, nein ganz real und wirklich. Hier ist jemand, der die tiefsten Tiefen bis in den Tod durchlitten hat und wiedergekommen ist durch Gottes wunderbare Macht. Hier ist jemand der nicht fern und geheimnisvoll ist wie Gott der Vater, nein hier ist Gott der Sohn, der als Baby kam, als Mann lebte und den ich verstehen kann, mit dem ich reden kann. Er ist mein Freund, mein Beistand und wenn ich durch dunkle Täler gehe, dann weiß ich, dass er da ist.

Und damit wird Weihnachten zu einem wirklichen Fest. Ich habe immer noch jedes Jahr diese Hektik. Immer noch sind es die Lichter, der Duft, die Lieder, die Weihnachten zu etwas besonderem machen. Aber jetzt weiß ich, wer dahinter steht. Jetzt kenne ich Jesus, der hier gefeiert wird. Wir sollen allen diesen Jesus bekannt machen, auch unseren Kindern, auch allen, die ihm fern stehen, auch mit all den festlichen Traditionen, die wir so sehr gewohnt sind. Deshalb sind diese Traditionen nicht schlecht. Aber wie Christian Löer singt, ich wünsche, dass wir Jesus darüber nicht vergessen.

Amen