Predigt über Mat 4, 12 - 17

Einleitung:

Vor etwas über einer Woche hat das Jahr 2005 begonnen. So ein neues Jahr ist ja traditionsgemäß der Zeitpunkt, an dem man sich zurückbesinnt, was gewesen ist und an dem man beschliesst, dass es so nicht weiter gehen soll. Es wird sich etwas ändern. Man wird aufhören mit dem Rauchen, Kiloweise abspecken, mehr Sport machen, mehr Kultur geniessen, mehr für die Familie da sein, sich mehr in der Gemeinde engagieren und so weiter, und so weiter. Ich glaube, die Welt wäre schon besser, wenn alle Leute das tatsächlich täten, was sie sich zum Jahreswechsel vorgenommen haben.

Vielleicht geht vielen von uns diese Tradition des Vornehmens von Dingen sogar gegen den Geist, weil mit solchen Vorhaben regelmässig auch der Frust verbunden ist, es nicht zu schaffen, sich zu ändern. Die guten Vorsätze halten erfahrungsgemäß nur ein paar Wochen, dann ist der alte Trott wieder da und alles bleibt beim alten. Wenn man so etwas öfter erleben musste, dann will man sich nichts mehr vornehmen, dann hält man es mehr mit Garfield, der Kater-Comic Figur, von dem erzählt wird, er habe am Silversterabend das Büffet leer gefuttert und gerufen „ich bin fett, faul und gefräßig und stolz darauf“.

Wie auch immer, der heutige Predigttext handelt von einer anderen Art des Wechsels, kein Jahreswechsel, sondern ein Wechsel des Zeitalters. Und dieser Wechsel ist begleitet mit dem Ruf nach Veränderung. Er steht in Matthäus, Kapitel 4, die Verse 12 – 17:

Der Predigttext

Als Jesus nun hörte, dass Johannes gefangengesetzt worden war, zog er sich nach Galiläa zurück. Und er verließ Nazareth, kam und wohnte in Kapernaum, das am See liegt im Gebiet von Sebulon und Naftali, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht: Das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am Meer, das Land jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa. Das Volk, das im Finsteren saß, hat ein großes Licht gesehen und denen, die saßen am Ort und im Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen. Seit der Zeitf fing Jesus an zu predigen „Tut Buße, denn das Himmerlreich ist nahe herbeigekommen“

Der geschichtliche Kontext

Jesus beginnt sein Wirken, die Zeitenwende wird eingeläutet, der neue Bund beginnt. Und wie immer, wenn wir von Personen wissen, die geschichtliche Bedeutung haben, so ist es interessant zu verstehen, wie das alles begonnen hat, wie es gekommen ist, was später dann so entscheidende Bedeutung bekommen hat. Über die Kindheit und Jugend von Jesus wissen wir ja sehr wenig. Ein paar wenige Geschichten sind von Lukas überliefert, aber es ist bekannt, dass der Volksglaube und die apokryphen Evangelien viel mehr Geschichten über Jesus und seine Familie berichten. Doch es ist davon auszugehen, dass vieles davon reine Erfindung ist. Also muss man sich mit den wenigen dürren Fakten genügen.

Wie Matthäus berichtet flohen Maria und Josef mit Jesus aus Bethlehem nach Ägypten als König Herodes durch seinen Truppen die Stadt durchsuchen liess. Bethlehem liegt nicht weit von Jerusalem in Judäa, dem jüdischen Kernland. Bei seiner Rückkehr liess sich Josef in Nazareth nieder, aus dem er ürsprünglich gekommen war und das in der Nähe der Grenze zwischen Galiläa und Samaria liegt, also im Gebiet des ehemaligen Nordreich, etwa 105 km nördlich von Jerusalem . Dort wuchs Jesus dann auf.

Der Cousin von Jesus – Johannes der Täufer – begann sein Wirken vermutlich etwa zwei Jahre vor Jesus. Er lebte in der Wüste und taufte in der Gegend des Jordan, der etwa 30 km östlich von Jerusalem verläuft, eine Textstelle nennt auch Betanien, lediglich nur 5 km von Jerusalem, als die Wirkungsstätte von Johannes. Berichtet ist auch, dass Jesus zu Johannes geht, um sich taufen zu lassen, nachdem er vorher vierzig Tage und Nächte in der Wüste verbracht hatte. Zu dieser Zeit ist keine Rede mehr von Josef, dem Adoptiv-Vater von Jesus, normalerweise nimmt man daher an, dass Josef zu dieser Zeit schon gestorben war und Jesus so lange zu Hause blieb, bis seine Geschwister alt genug waren, um sich und seine Mutter zu versorgen.

Nachdem Johannes seine Verkündigung aufgenommen hatte, sind die Evangelien in der chronologischen Reihenfolge nicht mehr klar. Matthäus berichtet erst vom Beginn der Verkündigung Jesu, die einsetzt, nachdem Johannes verhaftet wurde und erzählt danach von der Berufung der Jünger. Das Evangelium des Johannes berichtet, dass Jesus seine ersten Jünger beruft, während er noch mit Johannes zusammen ist, seine Jünger werden auch ausdrücklich erwähnt, als Jesus vor dem Umzug nach Kapernaum die Hochzeit in Kana besucht, bei der Jesus betont, dass seine Zeit noch nicht gekommen ist. Wir müssen also davon ausgehen, dass Matthäus unseren Predigttext eher als einen allgemeinen Rahmen dahinstellt, der keine chronologischen Reihenfolge vorgibt, sondern eine Art Überschrift/Einleitung für das ist, was danach in grösserem Detail berichtet wird.

Der biblische Kontext

Auf jeden Fall ist die Verhaftung des Johannes die Initialzündung dafür, dass Jesus anfängt zu handeln. Er zieht nach Kapernaum um, was noch weiter von Jerusalem entfernt am See Genezaret in Galiläa liegt. Dieser Umzug – so berichtet wieder das Johannes-Evangelium, geschieht mit seiner Mutter, seinen Geschwistern und seinen Jüngern. Warum dieser Umzug? Es gibt Leute, die darüber spekulieren, dass mit der Verhaftung des Johannes auch die Jünger des Johannes verfolgt wurden und Jesus war damals zweifelsohne als Verwandter und enger Vertrauter von Johannes dem Täufer bekannt. Doch dies sind Spekulationen, über Jesu Motive berichtet Matthäus: Er zieht um, damit eine Prophezeiung erfüllt wird.

Ein solches Denken mutet uns merkwürdig an. Normalerweise denkt man ja, dass eine Prophezeiung dann gut erfüllt ist, wenn die Umstände einen zu einem bestimmten Handeln zwingen und später stellt sich dann heraus, dass genau dieses Handeln prophezeit wurde. Eine Prophezeiung sollte also idealerweise „unwillkürlich“, sozusagen von selbst erfüllt werden. Aber so wie Matthäus davon berichtet, könnte es auch so gewesen sein, dass eigentlich alles dafür gesprochen hätte, dass Jesus und seine Familie in Nazareth bleiben, damit aber die Prophezeiung in Erfüllung geht, entschliesst sich Jesus, alle Leute nach Kapernaum zu verfrachten.

Es gibt aber einen weiteren Hinweis auf die Motive für diesen Umzug im Lukas-Evangelium, wo berichtet wird, dass Jesus, nachdem er in der Gegend von Kapernaum schon berühmt geworden war, nach Nazareth zurückkommt und dort in der Synagoge predigt. Die Leute erkennen ihn als den Sohn des Zimmermanns Josef und Jesus findet wenig Glauben in seiner Heimatstadt. Jesus selbst stellt fest „Ein Prophet gilt wenig in seiner Heimat“. Dies kann durchaus das Motiv für den Umzug nach Kapernaum gewesen sein. Jesus will gehört werden und das geht am Besten in einer Gegend, wo man ihn nicht kennt und man ohne Vorurteile auf sein Wort hört.

Doch für Matthäus ist wichtig, dass eine Prophezeiung erfüllt wird, ihm geht es darum, Jesus als den wahren Messias auszuweisen. Die Prophezeiung selbst geht zurück auf den Untergang des Nordreiches. Der von König Saul begründete und von David und Salomo erweiterte jüdische Staat war ja nach dem Tode Salomos in zwei Teilstaaten zerbrochen, dem Nordreich Israel, das einen anderen König wählte und dem Südreich Juda (Judäa), in dem die Dynastie Davids weiter den König stellte. Das Nordreich wurde um 722 v. Chr. von den Assyrern erobert und zerstört, fast 150 Jahre vor der Zerstörung Jerusalems und der babylonischen Gefangenschaft. Im Zuge dieser Eroberung des Nordreiches wurden viele Bewohner verschleppt und in den nun leeren Gebieten um Sebulon und Naftali, eben der Gegend von Kapernaum am See Genezareth, wurden heidnische Volksstämme angesiedelt.

Dies bezeichnet der Prophet Jesaja als „Versinken in Dunkelheit“, und die in Matthäus zitierten Stelle lautet genauer:

Doch es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind. Hat er in früherer Zeit in Schmach gebracht das Land Sebulon und das Land Naftali, so wird er hernach in Ehren bringen den Weg am Meer, das Land jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden.

Das Volk, das im Finsteren wandelt, sieht ein großes Licht und über denen, die da wohnen im finsteren Land, scheint es hell.

Nun sieht Matthäus diese Vision als erfüllt an, weil Jesus in der besagten Gegend seine Mission beginnt. Matthäus interpretiert diese Stelle also nicht – wie man es vielleicht naiv ansehen könnte – dahin, dass der Heilsbringer in dieser Gegend geboren wird, sondern einfach, dass er diese Gegend als Startpunkt für das Heil macht. Es ist überhaupt interessant zu beobachten, wie die verschiedenen Prophezeiungen des alten Testamentes von den biblischen Autoren unter einen Hut gebracht werden. Es gibt viele Andeutungen und Hinweisen auf die – oder auf eine – Heilszeit und aus welcher Richtung das Heil kommen wird. Wer das liesst wird schnell verwirrt sein. Woher kommt das Heil denn nun? Aus Bethlehem, aus Ägypten oder aus der Gegend von Sebulon und Naftali und warum sollte der Messias „der Nazoräer“ heissen? Matthäus antwortet ganz einfach: Aus allen diesen Orten, denn in Bethlehem ist Jesus geboren, in Ägypten hielt sich seine Familie eine Zeitlang auf, in Kapernaum beginnt er seine Mission und in Nazareth wächst er auf.

Gottes Logik

Dies ist ein typisches Beispiel dafür, wie Gott die Logik der Menschen beherscht und wie problematisch Vorhersagen in Zusammenhang mit Gott sind. Auch wir Christen heute leben mit und durch Verheissungen, Prophezeiungen, von denen wir überzeugt sind, dass sie sich erfüllen werden. Aber wenn wir diese Prophezeiungen betrachten und uns fragen, wann das denn alles geschehen wird, dann werden wir immer wieder verwirrt, denn unsere Logik bringt diese Dinge oftmals nicht zusammen. Manchmal entdecken wir dann doch einen Weg, wie uns dies alles logsch erscheint und wir denken begeistert „Das ist es“, nur um dann feststellen zu müssen, dass Gott sich die Sache doch wohl ganz anders gedacht hat.

Meiner Meinung liegt das daran, dass die Prophezeiungen nicht die Aufgabe haben, uns eine Vorhersage der Zukunft zu ermöglichen, sondern die, uns zu zeigen, dass Gott die Kontrolle hat. Nochmal: Prophezeiungen haben nicht die Aufgabe, uns eine Vorhersage der Zukunft zu ermöglichen, sondern die, uns zu zeigen, dass Gott die Kontrolle hat. Wir steuern mit Gott auf ein Ziel zu, wir sollen sehen, dass die Sache nach Gottes Plan verläuft. Prophezeiungen sind wie Wegmarken, von denen wir zwar wissen, dass es sie gibt und wie sie ungefähr aussehen, aber nicht, wo sie genau liegen und wie man zu ihnen kommt. Den Weg können wir nur dadurch finden, dass wir jeden Tag neu mit Gott nach der Richtung und der Orientierung suchen, aber ab und zu erreichen wir eines jener Wegmarken und erkennen: „Ja, wir sind noch auf dem Weg, den wir nach Gottes Willen gehen sollen“. Solche Wegmarken sind dann Ermutigung und Bestätigung für das, was wir mit Gott erleben können.

Genauso schreibt Matthäus hier aus einer rückwärtigen Perspektive. Vorher wäre vermutlich niemand auf die Idee gekommen, dass die Prophezeiungen in dieser Weise real werden. Erst in der Rückschau erkennen wir „Ja, das war es wohl“ und darum liegt Matthäus auch so viel daran, diese Punkte herauszuarbeiten. Für mich ist es dabei sehr wichtig, zu betonen, dass diese Argumentation von Matthäus trotzdem keinerlei Beweis darstellt, dass Jesus der Messias ist. Jemandem, der nicht an Jesus glauben will, wird man mit diesen Argumenten nicht überzeugen. Die prophetischen Stellen sind ungenau genug und lassen eine Vielzahl von anderen Denkmöglichkeiten zu und man wird immer das eine oder andere Haar in der Argumentation von Matthäus finden. Deshalb kann man dies nicht als logisch unumstösslichen Beweis werten, aber für den, der glaubt, findet sich in diesen Überlegungen die Sicherheit und der Trost, den man im täglichen Leben benötigt.

Aufruf zur Umkehr

Nun, nachdem Johannes verhaftet ist und seine Zeit gekommen ist, lässt Jesus also seine Mutter und seine Geschwister in Kapernaum zurück und fängt an, mit seinen Jüngern in der Gegend herumzuziehen. Sein Ruf lautet zunächst genauso wie der von Johannes dem Täufer. Luther übersetzt „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe“. Ein sehr merkwürdiger Ruf, warum sollte ich Buße tun, nur weil das Himmelreich nahe ist? Ich sollte doch eigentlich Buße tun, wenn ich etwas ausgefressen habe und nicht nur, weil das Ende nahe ist, oder? Nun, es gibt einige Kommentatoren und Übersetzer, die sagen, dass hier ein Übersetzungsfehler vorliegt und zwar bei der Übersetzung des griechischen Orginals in das Lateinische. Da Luther aus der lateinischen Version übersetzt hatte, ist dies kein Fehler von Luther.

Schauen wir also nach, was in anderen Übersetzungen steht. Bruns übersetzt „Bekehrt Euch“, die Einheitsübersetzung sagt „Kehrt um“, die revidierte Elberfelder sagt „Tut Buße“, die gute Nachricht schreibt „ändert Euer Leben“, die englische New international Version besagt „Repend“, was so viel wie bereut heisst, die französische Alliance biblique universelle sagt „Repentez Vouz“, was ebenfalls die Aufforderung zur Reue ist und die auch französische Übersetzung im heutigen Französisch – analog zur guten Nachricht - besagt „Changez de vie“, also dasselbe wie die gute Nachricht, „Ändert Euer Leben“. Mehr Bibeln habe ich jetzt zu Hause nicht aufgetrieben, aber die Tendenz ist klar. Etwa die Hälfte der Übersetzungen betont das Bereuen, Buße tun, die andere Hälfte das Umkehren, das Leben ändern.

Ich habe mir von Anna sagen lassen, und das steht auch bei einigen Kommentatoren, dass das orginale griechische Wort eigentlich nicht Buße tun heisst in dem Sinn, dass man etwas büßt, weil man Unrecht getan hat, sondern dass es eher bedeutet, dass man das überdenken soll, was man bisher getan und wie man es bisher getan hat und dass man seine Art ändern soll. Jesu Aufruf ist eigentlich nicht so sehr ein Aufruf zur Buße, sondern eher zur Umkehr, ein Aufruf, sich zu ändern.

Und hier trifft unser Predigttext das eben erst vorübergegangene Sylvester. Jesus ruft: „Die Zeiten ändern sich, das Heil steht vor der Tür, nutzt die Gelegenheit und denkt über Euch nach und seht zu, dass Ihr Eure schlechten Wege verlasst und Euch ändert“. Eine Zeitenwende steht bevor und man soll sich etwas vornehmen für diese neue Zeit.

Was ist Umkehr?

Natürlich lässt es Jesus nicht bei diesem allgemeinen Ruf bewenden, ich hatte ja vorhin schon betont, dass Mathäus unseren Predigttext als einen Rahmen betrachtet, in dem das, was in den späteren Kapiteln ausgeführt wird, im Detail beschreibt, was Jesus mit seinem Ruf meint. Und das Kapitel 5, das nächste Kapitel im Matthäus Evangelium ist das Kapitel der Bergpredigt, in der Jesus detailliert die Vorstellungen und Lehrmeinungen seiner Zeit auseinandernimmt und mit einem „Ihr habt gehört ... ich aber sage Euch“ auf das zurückführt, was Gott wirklich gemeint hat und nicht auf das, was die Menschen daraus gemacht haben.

Er tut das, damit die Menschen erkennen, wo sie falsch handeln, insbesondere, wenn es selbst-überzeugte Pharisäer sind, die ähnlich wie Saulus in der tiefen Überzeugung, Gott zu dienen, genau das Falsche tun. Man muss sich die Situation einmal vorstellen. Da ist man jahrelang in eine Thora-Schule gegangen, da hat man unter der Anleitung ehrwürdiger und ernster Lehrer die vielen Worte der Propheten studiert, da ist einem durch ständige Wiederholung die Interpretation der Alten in Fleisch und Blut übergegangen und dann kommt da so ein Wanderprediger und ruft: „Kehrt um“.

Ist es da verwunderlich, dass viele sich sperrten und nicht glauben wollten und nicht glauben konnten, was Jesus da erzählt hat, dass sie diesen Aufruf zur Umkehr als Herausforderung, als Angriff betrachteten. Nein, ich finde das nicht verwunderlich und ich weiss aus eigener Erfahrung, wie leicht es da ist, die Worte einfach von sich abprallen zu lassen und gar nicht mehr genau hinzuhören. Denn wenn man genau hinhört, wenn man anfängt, sich damit auseinanderzusetzen, dann gerät man in Gefahr, sich überzeugen zu lassen, dann besteht die Möglichkeit, dass man zurückschaut und erkennt: „Du warst auf dem Holzweg“. Und dann muss man sich die Mühe machen und einen neuen Weg finden, einen, den man noch nicht kennt und von dem man auch nicht weiss, ob er vielleicht auch in die falsche Richtung führt.

Aber genau das hat Jesus von seinen Zeitgenossen verlangt und er verlangt es auch von uns. Zurückschauen, das Erlebte und Getane im Licht des Willens Gottes spiegeln und dann Dinge ändern, wenn sie nicht richtig sind. Das ist es, was der Ruf „Kehrt um“ zu bedeuten hat. Und in diesem Sinn kann man dann auch die Übersetzung „Tut Buße“ verstehen, dann nämlich wenn Buße nicht das Umherwandeln in Bußgewändern oder das Streuen von Asche bedeutet, sondern dann, wenn die Einsicht in Falsches dazu führt, dass man andere Wege geht und versucht das alte Fehlverhalten hinter sich zu lassen.

Was sollen wir tun?

Nun, damals läutete Jesus eine Zeitenwende ein, diese liegt jetzt knapp 2000 Jahre hinter uns. Wie steht es heute? Nun, bei uns liegt ein Jahreswechsel hinter uns und der ist eine genauso gute Entschuldigung, über unseren Standort nachzudenken, wie die von Jesus eingeleitete Zeitenwende. Und in dieser guten alten Tradition haben wir nach dem Gottesdienst ja auch eine Gemeindeversammlung, in der es genau über dieses Thema geht. Im vergangenen Jahr haben wir uns ein Motto gegeben „Die Liebe leben, im Glauben wachsen“ und es gab eine ganze Reihe von Veranstaltungen zu diesem Thema.

Also sollten wir uns heute fragen, was uns dieses Motto gebracht hat, was die Veranstaltungen erreicht haben. Haben wir es geschafft, die Liebe zu leben, sind wir im Glauben gewachsen, haben wir als Gemeinde Fortschritte gemacht? Wenn etwas gut gewesen ist, dann soll das genauso genannt werden, wie das, was nicht so gut gewesen ist. Denn das Gute macht uns froh und bestärkt uns und das weniger Gute gibt uns die Chance, etwas zu ändern, umzukehren, zu fragen, warum es nicht so gut lief.

Denn das Ziel soll sein, zu fragen, wohin es dieses Jahr denn gehen soll. Aus meinem Beruf weiss ich, dass das Setzen von Zielen ganz wichtig ist. Wer kein Ziel hat, der braucht sich nicht zu wundern, wenn er da ankommt, wo er nicht hinwill. Aber es dürfen nicht irgendwelche Ziele sein. Ziele sollen konkret sein, also man muß schon merken können, wenn man sie erreicht hat oder wenn man sie verfehlt hat, Ziele sollen auch nicht selbstverständlich sein, denn dann dienen sie genausowenig als Orientierung oder Motivation, wie wenn sie unerreichbar sind. Also müssen Ziele erreichbar, aber nicht zu leicht sein.

Es ist daher gar nicht so einfach, die richtigen Ziele zu finden. Als Christ sagt man so leicht, dass es Gott sein muss, der uns die Ziele vorgibt, aber das ist zwar richtig, geht aber auch nicht so einfach. Denn die Bbel wurde für alle Menschen zu aller Zeit geschrieben, man kann die meisten Dinge darin leider nur analog oder sehr allgemein finden, es fehlt die Konkrete Formulierung. Wir müssen die biblischen Texte auslegen, anpassen, um unsere Gemeindesituation zu treffen. Und genau das ist wichtig, wenn wir uns in einem Jahr nicht wieder treffen wollen, und feststellen müssen, dass wir es nicht geschafft haben, unsere Visionen konkret und real werden zu lassen.

Also heisst es für uns zurückzublicken und daraus Ideen für die Zukunft entwickeln. Damit wir auch dieses Jahr etwas haben, woran wir uns orientieren können.

Amen